Mittwoch, 26. Mai 2010

8. Kapitel Der HImmel ist ein Ort in deiner Nähe


Edward POV

Wenn ich einen Weg zum Himmel fände
und Erinnerungen Stufen wären,
würden ich hinaufsteigen und Dich zurückholen.

~*~*~

Wenn Du bei Nacht zum Himmel emporschaust,
dann werde ich auf dem schönsten
der vielen, vielen Sterne sitzen
und zu Dir herabwinken.
Ich werde Dir Trost und Licht senden,
damit Du mich in Deiner Welt,
sehen kannst und nicht vergisst.
Traurig sollst Du aber nicht mehr sein,
denn schau nur:
Ich habe jetzt einen eigenen Stern!


BPOV


Nachdem ich den Hof der Cullens verlassen hatte, schlenderte ich gemächlich die Sandstraße zu unserer Villa entlang. Zu Hause erwartete mich nichts und niemand, also konnte ich mir Zeit lassen.
Auf der kleinen Erhöhung, am Rand der Koppel, blieb ich kurz stehen und beobachtete die Stuten mit ihren Fohlen. Fröhlich hüpften sie um ihre Mütter herum, welche sorglos grasend in der Sonne standen. Nachdem der Nachmittag weitgehend bewölkt war, brachen nun die wärmenden Strahlen durch die Wolkendecke. Genießerisch streckte ich meine Nase der Sonne entgegen. Ich mochte warme Orte lieber als dieses regnerische und kalte Klima. Ich hatte mich in Phoenix oder L’Aquila in Italien mehr als wohl gefühlt. Doch hier musste man die wenigen warmen Tage wirklich auskosten.


Ich senkte meinen Blick wieder und sah zu den Pferden. Die Fohlen tobten ausgelassen über die Weide, sie hatten keine Sorgen, Ängste oder schlechte Erfahrungen. Sie lebten in den Tag hinein ohne jegliche Verpflichtungen. Das wünschte ich mir auch immer öfter, ich wollte raus aus meinem Leben, nichts hielt mich, abgesehen von meinem Pferd. Ich hatte das verloren, was mir alles bedeutete.
Aber diese jungen Fohlen schienen bei den Cullens ein gutes Leben zu haben. Genau das was sie verdienten.


Ein Pferd war nur so gut wie sein Besitzer, es war der Spiegel des Menschen dem es gehörte. So wie du ein Pferd behandelst, behandelt es auch dich. Das sagte sie immer zu mir. Alles in meinem Leben erinnerte mich an sie und immer hallten ihre Weisheiten durch meinen Kopf. Auch wenn sie jünger war als ich, war sie doch um so manches reifer. Nachdem sie ging, musste ich schlagartig erwachsen werden, mich alleine dem harten und manchmal unfairen Leben stellen. Sie würde nicht wollen, dass ich aufgab. Sie war immer stark, also musste ich es jetzt auch sein.

Ich merkte wie sich langsam eine Träne den Weg über meine Wange bahnte. Ich versuchte weitere Tränen wegzublinzeln und schüttelte die Gedanken an die Vergangenheit ab.
Langsam setzte ich meinen Weg nach Hause fort. Dort angekommen, führte mich mein Weg zunächst in mein Bad, wo ich mich meiner schmutzigen Klamotten entledigte und dann unter den warmen Strahl der Dusche stieg. Erschöpft lehnte ich mich an die kalten Fliesen und ließ den Wasserstrahl auf meinen angespannten Körper prasseln.


Nach einer kleinen Ewigkeit stieg ich wieder aus der Duschkabine und zog mir meinen flauschigen Bademantel über. Meine Haare wickelte ich mit einem großen Handtusch zu einem Turban.
Da meine Eltern heute Abend nicht zu Hause waren, brauchte ich auch kein Abendessen vorbereiten. Also schnappte ich mir nur einen Joghurt aus dem Kühlschrank und kuschelte mich dann unter eine Decke auf meine Couch. Neben mir auf dem Tisch fuhr ich meinen Laptop hoch. Mit einer sanftklingenden Melodie erschien mein Hintergrundbild und der Laptop war bereit. Schnell hatte ich die Verbindung zum Internet aufgebaut und loggte mich in das Forum ein. Ich verschaffte mir schnell einen groben Überblick und entdeckte dann einen Gruppenchat im den Alice, Edward, dieser eklige Mike, Angela und Jessica online waren. Ich gesellte mich in die Runde und wartete erstmal was sie hier so schrieben.


Bella buio ist online.


Mikey: Komm schon Cullen, wer ist eure Neue?
Jessy: Ja Eddy sei nicht so. Spätestens in vier Wochen kommt es sowieso raus.
ElfeAlice: Na dann könnt ihr sicher auch noch so lange warten. *g*
E20A06C01: NENN MICH VERDAMMT NOCHMAL NICHT EDDY!!!
Jessy: Warum denn nicht, das passt zu dir. *schmoll*
E20A06C01: Ganz sicher nicht. Lass das!!!
Mikey: Ich steh auf die Neue.


Boah, mir kam fast die Galle hoch. Es war klar, dass er nur mich meinen konnte, denn wenn noch eine Neue an die Schule gekommen wäre, hätte das ganz schnell die Runde gemacht.


ElfeAlice: …
Angel(a): …
E20A06C01: …
Jessy: … Das passt jetzt nicht wirklich, du Dummkopf.
Mikey: Was denn, so ist es nun mal, sie ist heiß.


Ok das reichte. Es wurde Zeit für mich da etwas mitzumischen.


Bella buio: Ich hoffe ich hab da auch noch mitzureden?!
ElfeAlice: hihi *g*
Angel(a): Na dann erzähl deiner Angebeteten mal was du für sie empfindest.
Mikey: *blush*
E20A06C01: Das war alles? Man(n) bist du schlecht.
Mikey: Ach und du kannst das besser Cullen? Ich hab dich auch noch nie mit einem Mädchen zusammen gesehen.
ElfeAlice: Nicht? Dann mach mal die Augen auf. Hallo erstmal Bella. :)
Bella buio: Hi alle zusammen.
Jessy: Hallo...
E20A06C01: Hey Bellissima, bist du also heil nach Hause gekommen?!
Mikey: Sie hat mir ‚Hallo’ gesagt. =D
Angela: Hallöchen Bella.


Ich musste unwillkürlich lächeln bei Edwards Kosenamen. Doch leider verschwand es schnell wieder bei Mikes Äußerung.


Bella buio: @Edward: Ja, wie man sieht hab ich es geschafft, danke der Nachfrage. ^^ Es war übrigens ein sehr schöner Nachmittag, das könnte man schnell wiederholen.
Bella buio: Ja Mike, stell dir vor ich hab ‚Hallo’ gesagt, das nennt man Höflichkeit, kennst du das?
E20A06C01: Das freut mich. :) @Mike: Mensch, schlagfertig ist deine Auserwählte auch noch. ^^ @Bella: Sorry! Lass dich von dem nicht anmachen.


Ich doch nicht. Ich wollte mich lieber von wem anders anmachen lassen. Prompt wurde ich bei diesem Gedanken knallrot. Na toll, was stellte Edward nur mit mir an?


Mikey: Ich mach sie gar nicht an. Bella, mach ich dich an?
Bella buio: Neeeeein kein Stück. Okay ernsthaft, du machst mich kein Stück an…
Angel(a): hihihihi, der war gut Bella.
ElfeAlice: Ja nicht schlecht. *g* Aber ob er den geschnallt hat?
Mikey: Seht ihr ich mache sie nicht an. Sag ich doch!


Oh Gott, ich fiel vor Lachen fast von der Couch, konnte er wirklich so blond sein? Also wenn Dummheit wehtat, dann würde er nur schreiend durch die Gegend laufen, da war ich mir sicher.


ElfeAlice: Er hats wirklich nicht begriffen.
E20A06C01: Armer, armer, dummer Junge.
Bella buio: Kann man nichts machen.
Mikey: Okay Leute, ich bin dann mal weg. Bye
Jessy: Gute Nacht. Ich geh auch.
Angel(a): Ich werd jetzt auch ins Bett. Gute Nacht Leute. Bis morgen.
ElfeAlice: Bye Bye.
E20A06C01: Bis dann.


Mikey ist offline.
Angel(a) ist offline.
Jessy ist offline.


ElfeAlice: Was für ein Abgang.
Bella buio: Er hatte wohl nichts mehr dazu zu sagen. *g*
ElfeAlice: Anscheinend nicht.
Bella buio: Warum sind die eigentlich so scharf darauf zu erfahren, wer bei euch im Team reitet?
E20A06C01: So sind die Menschen. Vor allem Jessica und Mike, die sind mit Angela und Lauren ein Team und wollen uns immer eins auswischen.
ElfeAlice: Haben sie nur nie geschafft. *g* Und auch wenn ich nicht mehr dabei bin, mit dir Bella in unserem Team… da kann der Rest schon mal einpacken.
Bella buio: Nein bloß keinen Druck, Alice, danke. -.-’
E20A06C01: Ach rede dir nicht falsches ein Bella, du reitest fantastisch, selbst mit Handicap und im Schlabberstil.
Bella buio: Wag es ja nicht den Westernstil als Schlabberreiten zu betiteln. Es gibt nichts entspannenderes als gemütlich durchs Gelände zu schlendern.
E20A06C01: Sorry, war nicht so gemeint.
Bella buio: Schon okay. Ich verzeihe dir, wenn du mich morgen wieder mit zur Schule nimmst. Ich kann ja schlecht fahren mit der Schulter… bitte.
E20A06C01: Na sicher, ich werde da sein morgen früh. Ich tue alles damit du mir verzeihst. ;)
ElfeAlice: Gott, das wird mir hier zu schmalzig. Ich bin off. Bis morgen Bella.
Bella buio: Bye Alice. Bis morgen.


ElfeAlice ist offline.


Bella buio: Da waren es nur noch zwei.
E20A06C01: Sieht ganz so aus. Und hast du dich schon entschieden, ob du zu der Party kommst?


Mist, das hatte ich total vergessen. Ich musste vorher meine Eltern fragen. Und da war schon das nächste Problem, denn meine Eltern traf man nur sehr selten an. Meine Mutter hatte ich seit Montagmorgen nicht mehr gesehen und mein Dad hatte mich auch gestern Abend nur kurz angemault bevor ich in mein Zimmer flüchtete.


Bella buio: Nicht wirklich. Ich bin eigentlich nicht so der Partytyp, andererseits wäre es eine gute Gelegenheit die Leute der Stadt auch außerhalb der Schule kennenzulernen. Aber ich muss sowieso erst meine Eltern fragen.
E20A06C01: Also, ich würde mich freuen wenn du kommen würdest. Ich mag deine Gesellschaft. Warum fragst du deine Eltern nicht gleich?


Ich lächelte schon wieder meinen Laptop an. Gut, dass ich keine WebCam hatte und mich keiner sehen konnte. Das wäre peinlich, ich kannte ihn doch überhaupt nicht richtig und fühlte mich so… so anders in seiner Gegenwart. Ich fühlte mich wohl bei ihm.


Bella buio: Danke, ich mag deine Gesellschaft auch. :) Meine Eltern sich leider im Moment nicht da, aber wenn ich sie sehe, werde ich sofort fragen.


Na ja, das ‚leider’ hätte ich mir eigentlich klemmen können, ich gab schon seit den letzten drei Jahren nicht mehr viel auf die Anwesenheit meiner Eltern. Es war mir im Grunde egal ob sie da waren oder nicht. Andersherum schien es ja auch nicht anders zu sein. Seufzend kuschelte ich mich tiefer in die Couch. Ich war schon wieder kurz davor mich in meinen Gedanken zu verlieren, als Edward antwortete.


E20A06C01: Deine Eltern sind zu dieser Uhrzeit noch nicht zu Hause? Entschuldige wenn ich frage, aber was machen die denn den ganzen Tag?
Bella buio: Nein, aber das ist nichts Neues. Ich sehe sie manchmal tagelang nicht. Ich bin es gewohnt für mich alleine zu sorgen. Und natürlich kannst du fragen. Meine Mutter ist Immobilienmaklerin in Seattle und Umgebung. Das heißt sie bleibt manchmal die ganze Woche in einem Hotel in Seattle und kommt nur am Wochenende nach Hause. Mein Vater ist Polizeichef hier in Forks und leitet neben bei noch die Dienststelle in Port Angeles.
E20A06C01: Mhh…Dein Dad ist also der neue Chief. Na gut Bella, du solltest langsam auch ins Bett, es ist spät. Ach und denk dran, wenn du nicht alleine sein willst, komm einfach vorbei. Hier ist wirklich immer was los.
Bella buio: Ja, du hast Recht, es ist spät. Und danke, ich werde darauf zurückkommen. Ich wünsche dir eine gute Nacht. Bis morgen.
E20A06C01: Die wünsche ich dir auch, Bella. Schlaf schön. Ich warte morgen früh auf dich. Bis dann. Bye.
Bella buio: Bye.


Ich loggte mich aus dem Chat aus und fuhrt den Laptop runter. Umständlich krabbelte ich von der Couch, holte aus meinem Kleiderzimmer meine Schlafpants und ein gemütliches Tank Top und schlüpfte unter die Decke in mein großes, bequemes Bett. Gleich nachdem mein Kopf das Kissen berührte, fand ich mich auch schon im Land der Träume wieder.


Der Morgen kam wie immer viel zu früh. Müde schlich ich in mein Badezimmer und erledigte meine Katzenwäsche. Danach war ich immer noch nicht viel wacher, also schlüpfte ich schnell in meine Klamotten, die aus einer weißen Bluse mit Corsage, einem schwarzen Rock und einer schwarzen Strumpfhose bestanden.
Ich rieb mir müde die Augen und ging dann die Treppe nach unten in die Küche, um mir einen möglichst starken Kaffee zu machen. Wie an fast jedem Morgen fand ich auch heute das Haus wieder leer vor. Seufzend setzte ich mich mit einer Schale Müsli und der Tasse Kaffee an den Esstisch.


Meine Tasse war gerade halbleer, da hörte ich es an der Tür klingeln. Ich blickte auf die Uhr über der Spüle und stutzte. Edward konnte es noch nicht sein, ich war ziemlich schnell heute Morgen und es war noch zu früh um zur Schule zu fahren. Als ich die Tür öffnete, stand tatsächlich Edward davor. Überrascht schaute ich zu ihm hoch. Ich konnte ihn nur anstarren, völlig geplättet, zum einen von seinem unerwarteten Auftauchen, andererseits von seiner überwältigenden Schönheit. Seine kräftige Statur, das bronzefarbene Haar, das in alle Himmelsrichtungen abstand, dieses unglaubliche Lächeln. Doch das Beste hob ich mir bis zum Schluss auf. Es waren diese mysteriös goldbraun schimmernden Augen. Sie waren einfach entwaffnend. Ich konnte nichts dagegen tun, ich versank hoffnungslos in ihnen.


Ich wusste nicht wie lange ich Edward einfach nur anstarrte, doch irgendwann hörte ich ihn leise lachen und kam zurück in die Realität.
„Entschuldige Bella, ich bin etwas früh, aber ich wollte verhindern, dass du wieder so spät loskommst.“, sagte er.
„Ehm…“ Kopfschüttelnd öffnete ich die Tür etwas weiter um ihn rein zu lassen. Ich musste schnell meine Gedanken wieder in die richtigen Bahnen lenken, bevor er noch merkte wie sehr er mich verwirrte.
„Möchtest du noch etwas reinkommen? Einen Kaffee trinken vielleicht?“; fragte ich.
„Nein danke, ich möchte nichts, ich hab schon gefrühstückt.“ Er ging an mir vorbei ins Foyer.
„Es macht übrigens nichts, dass du so früh bist, ich bin ja wach und etwas Gesellschaft am Morgen hab ich selten.“, meinte ich.


Wir setzen uns zusammen in die Küche an die Theke. Ich trank meinen Kaffee weiter und sah Edward immer wieder an. Ich konnte meinen Blick kaum von ihm wenden, er hatte etwas äußerst Anziehendes. Nach einem etwas längeren Schweigen ergriff er das Wort um dieses zu brechen.
„Na was hältst du von deinem Verehrer?“
„Du meinst Mike?“ Er nickte nur.
„Nichts.“
„Nichts?“, hakte er nach.
„Ja, nichts. Er ist mir irgendwie unsympathisch.“
„Kann ich verstehen.“, murmelte Edward vor sich hin.
„Was meinst du damit?“, fragte ich neugierig.
„Er ist penetrant, zu sehr von sich überzeugt, anhänglich, schleimig. Willst du noch mehr hören?“
„Nein, das reicht. Du kennst ihn ziemlich gut oder?“ Irgendwoher musste diese Einstellung ja kommen, dachte ich mir.
„Na ja, was heißt kennen? Er ist in der gleichen Jahrgangsstufe und Forks ist ein kleines Klatschnest. Wenn erst einmal irgendwo ein Gerücht in die Welt gesetzt wird, weiß es spätestens am nächsten Tag die ganze Stadt und um Mike gab es einiges.“, meinte er trocken.
Meine Augen wurden immer größer. Na super, wo waren wir hier bloß gelandet? Ich war es nicht gewohnt in einer Stadt mit weniger als 60000 Einwohnern zu leben und Forks zählte gerade mal knapp über 3000.
„Oh.“ Mehr brachte ich nicht heraus. Auch Edward nickte nur.


Mein Blick glitt wieder zur Uhr und schlagartig wurde ich wieder nervös. Es wurde langsam Zeit zur Schule zu fahren, doch mein mulmiges Gefühl fesselte mich schon fast an den Hocker unter mir. Meine Hände krampften sich um meine leere Kaffeetasse und mein Herz fing an zu rasen. Ich musste mich sehr konzentrieren um nicht zu hyperventilieren. Gestern war ich ja schon nervös, wegen diesem Vorsingen, aber heute war es unerträglich. Ich musste mich selber eigentlich gar nicht so sehr quälen, ich könnte irgendein unbedeutendes Lied vorstellen, aber ich hatte mich dazu entschlossen, mich dieser Sache endlich zu stellen. Vielleicht sollte ich auch endlich darüber reden, allerdings wusste ich nicht mit wem. Automatisch blickte ich zu Edward, welcher mich aufmerksam beobachtete. Ich sah in seine Augen, sie strahlte eine Offenheit aus, die mich vergessen ließ, dass ich ihn erst ein paar Tage kannte.


„Alles in Ordnung?“, fragte Edward und sah mich eindringlich an.
„Ja, ich bin nur etwas nervös.“ Fast automatisch senkte sich mein Blick.
Edward streckte seine Hand nach mir aus, legte einen seiner langen Finger unter mein Kinn und hob es mit sanftem Druck, sodass ich ihn ansehen musste. Sein Finger war eiskalt, war es so kalt draußen? Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, war sein Finger auch schon wieder weg.
„Warum solltest du nervös sein? Ich hoffe nicht, dass ich es bin der dich nervös macht.“ Seine Stimme war weich und leise.
„Ähm… nein, nicht du.“ Doch, eigentlich schon, ein bisschen. „Ich hab Angst vor dem Vorsingen heute Nachmittag.“, gab ich leise zu.
Edward zauberte sein schiefes Lächeln auf sein Gesicht.
„Was ist daran so witzig?“, schnappte ich zurück. Er schüttelte nur den Kopf.
„Nichts. Entschuldige bitte. Warum bist du deswegen so zerstreut? Es ist doch nur ein kleines Vorsingen und du hast dich doch auch nur für eine der Nebenrollen eingetragen, also kein Grund zur Sorge.“, meinte Edward leichthin.
Doch so leicht, wie er sich das vorstellte war das einfach nicht, nicht für mich. Nicht mit diesem Lied.
„Ja ich weiß, vielleicht übertreibe ich ja nur, lass uns losfahren.“ Ich konnte ihm jetzt nicht davon erzählen, wenn ich es jetzt rauslassen würde, würde ich den Nachmittag nicht heil überstehen.


Etwa fünfzehn Minuten später fuhr Edward seinen Wagen auf den Parkplatz der Schule. Wir stiegen aus und gingen nebeneinander ins Schulgebäude. Er brachte mich noch zu meinem Raum und verschwand dann schnell um die Ecke.
Ich betrat den noch fast leeren Raum und setzte mich auf meinen Platz neben Mike, welcher bedauerlicher Weise schon da war. Nachdem ich ihn knapp grüßte, packte ich meine Sachen aus und ließ mich auf den harten Stuhl sinken. Mit vor der Brust verschränkten Armen saß ich da und starrte nach vorne. Mike, neben mir, redete die ganze Zeit auf mich ein und versuchte unermüdlich meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch ich ignorierte ihn geflissentlich.
Nach und nach füllte sich der Raum. Doch einer fehlte auch zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn noch. Unser Lehrer. Jessica erhob sich genervt und packte ihre Sachen. Ihr schlossen sich auch weitere Mitschüler an. Gemeinsam verließen sie den Raum und waren kurze Zeit später auf dem Parkplatz zu sehen. Auch Mike erhob sich und packte seine Tasche.


„Kommst du auch mir raus Bella? Der Lehrer kommt eh nicht mehr.“, fragte er und deutete mit dem Kopf zum Lehrertisch.
„Nein ich warte noch, vielleicht kommt er doch noch. Ich will nicht gleich in der ersten Woche Ärger bekommen.“
„Na wie du meinst, ich bin weg.“ Damit verließ nun auch Mike den Raum. Es waren nur noch wenige Schüler da und auch diese verließen nach weiteren zehn Minuten den Raum, also entschloss ich mich letztendlich dazu auch nach draußen zu gehen um noch ein wenig zu entspannen.


Hinter der Schule entdeckte ich einen kleinen Freizeithof mit Liegewiese, Bänken und Tischtennisplatten. Auf einer dieser Bänke saß Edward mit einem Buch in der Hand. Leise, um ihn nicht zu erschrecken setzte ich mich neben ihn.


„Hallo Bella.“, grüßte er ohne aufzusehen.
„Wo… Woher weißt du, dass ich es bin?“, fragte ich verwirrt. Er schaute nun auf und wieder einmal hatte ich das Gefühl in seinen unglaublich tiefen Augen zu versinken.
„Ich hatte es einfach im Gefühl. Außerdem hast du diesen schönen Erdbeerduft an dir und der verrät dich.“ Er schmunzelte leicht und ich meine Wangen erhitzten sich leicht.
„Ok und was machst du hier? Hast du keinen Unterricht?“
„Nein, ich fange heute erst später an.“
„Und warum hast du mich dann abgeholt? Ich meine, das war sehr nett, aber nicht nötig. Du hättest doch lieber ausschlafen können.“


Es war mir extrem unangenehm, dass er extra wegen mir aufgestanden war um mich zur Schule zu bringen. Dabei hätte er ausschlafen können.
„Bella, jetzt mach dir bitte keine Gedanken. Ich hab dich gerne gefahren und ich brauche sowieso nicht viel Schlaf und bin immer früh wach.“, meinte er achselzuckend. „Und was machst du hier draußen?“, fragte er nun.
„Unser Lehrer ist zwanzig Minuten nach Unterrichtsbeginn nicht gekommen und die meisten Schüler sind dann gegangen. Als alle dann den Raum verließen, ging ich auch. Und hier bin ich nun. Ich hoffe ich störe dich nicht beim Lesen?“ Ich deutete mit der Hand auf das Buch in seiner Hand, welches er nun mit einem leisen Plop schloss.
„Nein, kein Problem. Deine Gesellschaft ist auch um einiges angenehmer als die von fiktiven Romanfiguren.“
Oh Gott dieses Lächeln. Einfach umwerfend. Ich musste ein paar Mal blinzeln um meine Gedanken wieder zu ordnen.
„Ähm… danke.“ Verlegen senke ich meinen Kopf und starrte meine Hände an, die ich in meinem Schoß zusammen gefaltet hatte.


Edward hingegen lehnte sich etwas nach vorne und stützte seine Ellenbogen auf seine Knie, drehte sein Gesicht zu mir und suchte meinen Blick.
„Also, erzählst du mir nun warum du so nervös wegen diesem Vorsingen warst?“ Diese Frage traf mich unvorbereitet. Mein Magen zog sich zusammen und meine Hände fingen an zu zittern. Ich traute meiner Stimme nicht ganz, fing dann aber doch leise an zu sprechen.
„Ich… na ja, also… das ist…“ Ich schüttelte meinen Kopf, ich konnte es ihm nicht sagen, nicht jetzt, nicht hier.
„Bella, beruhige dich. Du musst mir nichts erzählen wenn du nicht willst. Ich möchte nur, dass du dich wohler fühlst und anscheinend belastet dich etwas, was mit diesen Vorsingen zu tun hat.“ Eindringlich sah er mich nun an, als würde er versuchen die Antworten in meiner Seele zu finden.
Ich seufzte schwer, holte tief Luft und erzählte, nicht alles, dazu war ich noch nicht bereit, aber soviel, dass er meine Aufregung verstand.


„Ich hab mir ein etwas spezielleres Lied herausgesucht zum Vorsingen. Es ist keines, was man in den Chats findet oder auf irgendwelchen Bühnen. Ich hab es selbst geschrieben, als ich ein schlimmes Ereig…“ Meine Stimme brach und ich versuchte den Klumpen in meinem Hals herunterzuschlucken um weiter sprechen zu können. Edward ließ mir Gott sein Dank die Zeit um mich wieder zu fangen.
„Also… es gab vor ein paar Jahren einen Verlust in meiner Familie… und diesen versuchte ich damit zu verarbeiten. Na ja es blieb bei dem Versuch. Ich hab es bis heute nicht ganz geschafft und will nun einen weiteren Versuch starten.“ Ich endete und sah Edward nur zögernd an. Er wirkte nachdenklich, es hatte sich eine kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen gebildet. Dann sah ich mich wieder direkt an und ich hatte wieder das Gefühl er würde in meinen Kopf gucken wollen, um dort weitere Informationen zu finden. Gerade als Edward den Mund öffnete, klingelte es zur nächsten Stunde. Wir erhoben uns und gingen zurück in die Schule zu unseren Klassen.


In der letzten Stunde hatte ich wieder Bio, zusammen mit Edward. Ich konnte mich jedoch kaum noch auf den Unterricht konzentrieren. Immer wieder blickte ich nervös auf die Uhr über der Tafel. Die Zeiger schienen zu kriechen, so als wollten sie mich ärgern und noch nervöser machen. Noch zehn Minuten dann begann das Vorsingen. Nur zehn Minuten in denen ich versuchen musste ruhig zu bleiben um nicht vorher schon auszuflippen. Ich konnte beim besten Willen nicht voraussehen wie es mir danach gehen würde. Ob ich überhaupt einen Ton heraus brachte oder ob ich mich einfach nur blamieren würde? Ich hatte keine Ahnung.


Ich schaute wieder auf die Uhr, noch acht Minuten. Ich seufzte leicht und sah aus dem Fenster. Draußen wurde es immer windiger. Heute Morgen konnte man schon das schlechte Wetter ahnen, nun ging es anscheinend los. Die Bäume bogen sich immer mehr im Wind und lose Blätter wurden wild durcheinander gewirbelt. Der Herbst zeigte sich wieder von seiner besten Seite. Genervt ging mein Blick wieder zur Uhr.


Fünf Minuten.


Klasse. Konnte die Zeit noch langsamer schleichen?


In meinem Magen wurde es immer flauer und meine Brust schnürte sich zusammen. Es war beklemmend, ich hatte das Gefühl nicht atmen zu können. Edward sah mich von der Seite immer wieder besorgt an, doch ich ignorierte ihn und sah wieder zur Uhr.


Drei Minuten.


Meine Beine zitterten ununterbrochen unter dem Tisch, ich hob meine Hand zu meinem Mund und kaute auf meinen Nägeln, typische Anzeichen von Anspannung. Aber das was ich fühlte war mehr, ich hatte Angst. Dennoch durfte sie mich jetzt nicht beherrschen, ich musste sie unterdrücken und mich zusammenreißen.


Noch ein Minute.


Meine Hände fingen an zu zittern als ich sie auf den Tisch legte. Mein Blick schweifte hektisch durch das Klassenzimmer, immer wieder zurück zur Uhr. Nun fixierte ich diese, als könnte ich die Zeiger hypnotisieren, um schnell zu laufen. Eine kalte Hand auf meiner riss mich aus meiner Konzentration.


Ich sah zu Edward. Er lehnte sich etwas zu mir.
„Beruhige dich. Du schaffst das schon und ich bin auch da.“, flüsterte er in mein Ohr.
Ich lächelte ihn nur schwach an. Seine Worte machten mich sogar noch nervöser.


Dann erklang endlich die Klingel und Mr. Banner entließ uns vom Unterricht, von dem ich sowieso nicht viel mitbekommen hatte. Wir packten unsere Taschen und verließen den Raum Richtung Musiksaal. Hier waren schon einige unserer Klassenkameraden und sangen vor sich hin, in Gruppen oder alleine. Ich sah, dass der Flügel frei war und ging langsam zu dem Podest.


Ich setzte mich auf den schwarzen, abgewetzten Hocker und hob die Abdeckung an. Vorsichtig strich ich über die Tasten und drückte vereinzelt welche um ihren Klang zu testen. Ich spürte einige Blicke in meinem Rücken, doch ab jetzt versuchte ich alles um mich herum auszublenden. Ich begann langsam mein Stück zu spielen. Als ich fast am Ende war bemerkte ich Edwards Gestalt neben mir auf der Bank. Er hatte seine Hände auch auf die Tasten gelegt und spielte zwei Oktaven höher mit mir zusammen noch einmal von vorne.


Der letzte Ton verklang und Edward drehte sich seitlich zur mir und sah mich an.
„Das war wunderschön. Das hast du alleine geschrieben?“, fragte er beeindruckt.
Ich nickte nur und starrte wieder auf die Tasten.
„Und dazu singst du nachher auch?“
Wieder ein Nicken von mir. Ich hatte langsam Mühe die Tränen aufzuhalten, die nach außen wollten.
„Hast du etwas dagegen wenn ich für dich die Begleitung spiele und du dich alleine aufs Singen konzentrierst?“ Diese Frage kam nun sehr unerwartet und genauso überrascht und verwundert musste auch mein Gesicht gewesen sein, denn Edward fing sofort wieder an zu reden.
„Du kannst natürlich auch alleine spielen. Ich dachte nur, dass…“
„Edward.“, unterbrach ich ihn. Er stoppte und sah mich mit großen Augen an. Beinahe hätte ich gelacht.
„Ich würde es schön finden wenn du mich begleitest. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, da du die Noten ja eigentlich ja gar nicht kennst.“, warf ich ein.
„Ich hab ein sehr gutes Gedächtnis und präge mir schnell Sachen ein, Noten sind da das geringste Problem.“
„Ja, dann würde ich mich sehr freuen wenn du für mich spielst.“ Ein sanftes Lächeln schlich sich auch meine Lippen, als ich die Begeisterung in seinen Augen bemerkte.


Unser Blickkontakt wurde dann leider durch Mr. Mclachlan unterbrochen, welcher gerade in den Saal stürmte und alle um Ruhe bat. Er wollte gleich mit dem Vorsingen beginnen und holte zunächst Jessica auf die Bühne. Diese präsentierte uns eine etwas zu hohe Version Jeanette Biedermanns ‚No more tears’. Ein, zwei Oktaven tiefer und ihre Stimme würde bei den hohen Tönen nicht immer wegbrechen.
Die nächste war Angela, sie setzte sich mit einer Gitarre auf einen Hocker und sang von Avril Lavigne ‚Nobodys home’. Es klang recht gut bei ihr, nur fehlte ihrer Stimme, meiner Meinung nach, dieses quirlig - quietschige. Aber immerhin traf sie so gut wie alle Töne.


Nach Angela war Ben an der Reihe. Er überraschte mich, seine Singstimme war so anders seine Sprechstimme. Sie war weich und sehr geeignet für Balladen. Er sang ‚Black Orchid’ von Blue October, auch er begleitete sich selbst mit der Gitarre, welche er vorher Angela abnahm.


Ich war noch ganz benommen von Bens Stimme, als ich von Edward angestoßen wurde.
„Du bist gleich dran.“, meinte er lediglich und gleich danach wurde mein Name auch schon aufgerufen.
Stirnrunzelnd sah ich ihn an, doch er grinste nur und drehte sich zu den Tasten um.
Ich stand langsam auf und stellte mich in die Mitte der Bühne. Alle Augenpaare lagen auf mir, ich räusperte mich kurz und sagte dem Lehrer, dass ich ein selbstgeschriebenes Stück singen würde und Edward mich begleitete. Mr. Mclachlan nickte nur und deutete mir so zu beginnen. Ich nickte Edward zu und er begann das Vorspiel. Kurz vor meinem Einsatz atmete ich tief ein und schloss meine Augen.


Die letzte Note vom Intro war gespielt und der gleichmäßige Klang der Strophe erfüllte den großen Saal. Ich brachte jedoch keinen Ton heraus. In meinem Hals steckte ein riesiger Kloß, ich hatte das Gefühl zu ersticken und in meinem Mund war es so trocken wie in der Sahara. Edward unterbrach das Spielen, es war totenstill. Kein Laut war zu hören. Ich vernahm ein kratzendes Geräusch und dann eine kalte Hand auf meiner Schulter. Erschrocken blickte ich auf, direkt in das flüssige Gold von Edwards Augen.
„Komm.“, sagte er nur und führte mich zum Flügel. Er drückte mich auf den Hocker und setzte sich dicht neben mich.
„Leg deine Hände auf die Tasten.“, befahl er ruhig. Ich machte es ohne weiter nachzudenken.
„Und jetzt spiel und lass dich treiben. Stell dir vor du wärst alleine hier. Niemand sieht oder hört dich, nur du bist da. Vergiss alles andere.“, redete er mir mit sanfter, hypnotisierender Stimme ein.


Er begann das Stück von vorne und ich setzte einige Takte später mit ein. Ich schloss wieder meine Augen und ließ mich von meinen Gefühlen treiben, niemand war mehr in diesem Raum nur noch Edward und ich. Ihn konnte ich einfach nicht aus meinem Kopf verbannen.
Das Intro ging nun zum zweiten Mal in die Strophe über und ich begann zu singen. Leise und mit einem traurigen Klang kamen die Worte über meine Lippen. Ich wurde von meiner Erinnerung überschwemmt.


I entered the room
Sat by your bed all through the night
I watched your daily fight
I hardly knew
The pain was almost more than I could beat
And still I hear
Your last words to me.

Ich stand vor der Zimmertür und klopfte vorsichtig, bevor ich meinen Kopf durch die Tür steckte und leise hineinschlüpfte. In ihrem großen Bett lag sie, meine beste Freundin, meine Spielkameradin, meine Weggefährtin, meine kleine Schwester. Blass und mit der Decke bis unters Kinn gezogen, lag sie still im Bett. Sie hatte die Augen geschlossen und atmete schwer. Es brach mir das Herz sie so zu sehen, ich fühlte mich völlig hilflos. Man konnte ihr nicht mehr helfen, ich konnte ihr nicht mehr helfen. Einmal hatten wir es versucht, aber es wirkte nicht sehr lange. Theresa war schon sehr lange schwerkrank.


Ich setzte mich neben ihr Bett auf einen Stuhl und betrachtete ihr verzerrtes Gesicht. Ihre Wangen waren gerötet und auf ihrer Stirn hatten sich Schweißtropfen gebildet. Ich nahm den Waschlappen aus der Schüssel vom Nachttisch und tupfte ihr behutsam die Stirn ab. Flatternd öffneten sich ihre Augen und ich konnte ich die gleichen tiefen, braunen Augen sehen, die auch ich hatte. Als sie mich entdeckte zogen sich ihre Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln. Sie streckte die Hand nach mir aus. Langsam glitt ich vom Stuhl und setzte mich auf den Boden an das Kopfende vom Bett. Ich nahm ihre kalte Hand in meine und legte meinen Kopf auf die Matratze.


„Hey… Issy.“, brachte sie krächzend heraus.
„Hey Tess.“ Mir kamen fast die Tränen. „Wie geht es dir heute?“ Ich kannte die Antwort eigentlich schon,
doch ich wollte es nicht wahr haben und anstatt meine Frage zu beantworten, sagte sie etwas was mein Herz in tausend, kleine Teile zersplittern ließ.
„Ich… kann nicht mehr…“ Ein Hustenanfall unterbrach sie. „Ich… ich möchte mich… heute gerne von euch… ver…verabschieden…“ NEIN, schrie es in mir.
„Nein. Tess halte durch, du schaffst das ganz sicher. Soll ich den Arzt anrufen?“
Doch sie schüttelte nur schwach den Kopf, sie hatte aufgegeben, nach so vielen harten Jahren des Kämpfens.
„Es… es tut mir… Leid… aber denk immer daran, ich bin ganz in deiner Nähe, der Himmel ist ganz nahe.“


Heaven is a place nearby
So I won't be so far away.
And if you try and look for me
Maybe you'll find me someday.
Heaven is a place nearby
So there's no need to say goodbye
I wanna ask you not to cry
I'll always be by your side.

‘Ich werde immer an deiner Seite sein.’ Das waren ihre letzten Worte bevor sie ihre Augen für immer schloss. Ich brach weinend auf ihrem Bett zusammen, klammerte mich an ihre Hand und schluchzte ununterbrochen. Sie war gegangen, vielleicht in eine für sie bessere Welt. Doch wie sollte ich ohne meine beste Freundin und Schwester leben? Darauf hatte ich einfach keine Antwort.


You just faded away
You spread your wings you had flown
Away to something unknown
Wish I could bring you back.
You're always on my mind
About to tear myself apart.
You have your special place in my heart.
Always.

Doch auch mein Leben musste weitergehen, sie würde immer bei mir sein, an einem ganz besonderen Ort, ganz tief in meinem Herzen.
Ich sang aus tiefsten Herzen. Ich musste weiterleben, das war ich Tess schuldig. Sie war immer für mich da, auch wenn sie die jüngere von uns beiden war.


Heaven is a place nearby
So I won't be so far away.
And if you try and look for me.
Maybe you'll find me someday.
Heaven is a place nearby.
So there's no need to say goodbye
I wanna ask you not to cry.
I'll always be by your side.

Meine Stimme wurde zum Ende hin immer dünner, das Zwischenspiel überließ ich Edward alleine, meine Finger zitterten zu stark um noch einen richtigen Ton zu spielen. Ich atmete noch einmal tief durch um mich wieder etwas zu sammeln und sang etwas kräftiger weiter.


And even when I go to sleep.
I still can hear your voice.
And those words.
I never will forget.
Heaven is a place nearby
So I won't be so far away.
And if you try and look for me.
Maybe you'll find me someday.
Heaven is a place nearby.
So there's no need to say goodbye
I wanna ask you not to cry.
I'll always be by your side.

Immer wieder gingen mir an diesem Tag ihre Worte durch den Kopf und auch jetzt, ein Jahr später, kam es mir vor als hätte sie sie erst gestern ausgesprochen. Nach der letzten Zeile brach meine Stimme. Edward setzte noch einmal an, merkte aber schnell, dass ich nicht mehr im Stande war auch nur einen Ton zu singen. Er ließ das Stück ausklingen und zog mich dann in seine Arme. Ich schmiegte mich an seine kalte, harte Brust und ließ meinen Gefühlen jetzt freien Lauf.

Bellas Outfit

Avril Lavigne - Nobody's Home

Jeanette Biedermann - No more Tears

Lene Marlin - A place nearby

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