Bella POV
Das schrille Klingeln meines Weckers ließ mich aus meinem Traum fahren. Schnell schaltete ich ihn aus und ließ mich zurück in mein Kopfkissen sinken. Ich gab mir noch fünf Minuten, wären da nicht meine Eltern gewesen.
„Isabella, steh auf!“, brüllte mein Dad die Treppe hinauf. Stöhnend drehte ich mich noch einmal um und kuschelte mich in meine warme Decke.
„Isabella! Steh auf, du musst zur Schule!“
Diesmal blieb es nicht beim Rufen. Meine Mutter kam in mein Zimmer gestürzt und riss die Vorhänge der Fensterfront auf, so dass das gleißende Sonnenlicht freie Bahn auf mein Bett hatte. Dann kam sie auf mein Bett zu gelaufen und zog mir ohne Rücksicht die Bettdecke weg. Instinktiv winkelte ich meine Beine an und igelte mich auf der Matratze ein.
Meine Mutter verschwand wieder aus meinem Zimmer. Leise seufzend setzte ich mich auf die Bettkante und blinzelte immer noch etwas verschlafen den Sand aus meinen Augen.
Langsam quälte ich mich aus meinem Bett ins Bad. Im Badezimmer war es kuschelig warm, ich stellte die Musikanlage an und leise erklangen die Töne von Pachelbels Canon in D.(1) Ich stieg schnell unter die Dusche. Danach putzte ich meine Zähne, föhnte meine Haare und ließ sie mir in leichten Wellen über die Schultern fallen. Mit einem Handtuch um den Körper tapste ich wieder in mein Zimmer und ging zu meinem begehbaren Kleiderschrank. Ich zog mir eine dunkle Röhrenjeans und ein graurosa Top an.(2) Nachdem ich fertig angezogen war, legte ich noch ein dezentes MakeUp auf und schlenderte gemütlich die Treppe nach unten in die Küche, wo mein Frühstück schon auf mich wartete. Still setzte ich mich an den Tisch und verputzte genießerisch die warmen Waffeln mit dem süßen Ahornsirup. Meine Eltern beachteten mich nicht weiter. Charlie versteckte sich hinter seiner Zeitung und Renée hatte eine Klatschzeitschrift aufgeschlagen.
Als ich fertig war, räumte ich mein Geschirr in die Spüle und huschte nach oben in mein Zimmer um meine Schulsachen zusammen zu packen. Schnell verschwanden Bücher, Hefte, Stifte, mein iPod und mein Haustürschlüssel in der Tasche. Unten schnappte ich mir noch meine schwarze Jacke vom Haken und den Autoschlüssel meines Volvos.
„Ciao Mom, bye Dad.“, rief ich noch bevor ich nach draußen lief.
Ich öffnete die Fahrertür und ließ mich auf den Sitz gleiten. Schnell gab ich die Adresse der Forks High School in das Navi ein und startete den Motor.
Ohne Probleme fand ich die Schule und ergatterte einen Parkplatz nahe am Haupteingang.
Bevor die erste Stunde begann sollte ich mich im Sekretariat melden. Ich erhielt meinen Stundenplan, einen Raumplan und den Laufzettel. Mit einem leisen ‚Dankeschön’ verließ ich das Büro und setzte mich auf eine freie Bank auf dem Schulhof. Ich hatte noch ungefähr 20 Minuten Zeit bis ich zu Englisch musste, wie mir mein Stundenplan verriet. Danach Mathe, Geschichte, Musik und Biologie. Zwischen der dritten und vierten Stunde war die Mittagspause. Also eigentlich ein entspannter Tag. Die Stunden waren bis auf Mathe und Geschichte in Ordnung und heute Nachmittag würde ich mich uneingeschränkt meiner Stute widmen.
Mit Schrecken stellte ich fest, dass ich in fünf Minuten Unterricht hatte. So schnell wie möglich rauschte ich durch die langen Flure des Schulgebäudes auf der Suche nach dem richtigen Raum. Ich schlüpfte durch die Tür und zum Glück hatte der Unterricht noch nicht begonnen.
„Sie müssen Isabella Swan sein, guten Morgen.“ Der Englischlehrer begrüßte mich freundlich.
„Ja, die bin ich. Guten Morgen.“, grüßte ich höflich zurück.
„Gut ich bin Mr. Mason, setzten Sie sich bitte dort in die letzte Reihe neben Mr. Newton und versuchen Sie einfach dem Unterricht zu folgen.“
Ich lief die Reihen nach hinten und setzte mich neben einen schmächtig wirkenden, blonden Jungen. Er grinste mich an, ich erwiderte es nur mit einem dezenten Lächeln.
„Hi, ich bin Mike. Du bist Isabella richtig?“, sprach er mich von der Seite an und streckte mir seine Hand entgegen. Zögernd ergriff ich sie, ließ aber schnell wieder von ihr ab.
„Bella, nur Bella!“, gab ich resigniert zurück. Bitte, konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen. Er war mir zutiefst unsympathisch. Zum Glück forderte Mr. Mason mit seinem ‚Romeo und Julia’ meine ganze Aufmerksamkeit, so dass ich Mike locker ignorieren konnte. Ich kannte das Buch zwar schon auswendig, aber alles war besser als ein Gespräch mit diesem Newton. Ich hoffte nur nicht noch öfter neben ihm sitzen zu müssen.
Die Stunde wurde bald von der Schulglocke beendet. Ich packte meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg zum nächsten Unterrichtsraum. Auf dem Gang wurde ich von allen Seiten begutachtet und angestarrt. Es war unangenehm, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und stellte meinen Körper und Geist auf die Stufe - Selbstsicherheit.
So wirkte ich in der Öffentlichkeit immer… Selbstsicher. Meine Eltern und vor allem mein Vater hatten es mir eingetrichtert. Doch tief in meinem Inneren war ich ganz anders, im Grunde war ich schüchtern und mochte keine großen Menschenansammlungen. Ich saß lieber still in einer Ecke und dachte nach oder las ein Buch. Aber was tat ich nicht alles um meine Eltern glücklich zu machen, also spielte ich tagtäglich die stolze und selbstbewusste Isabella Marie Swan.
Ein paar Minuten später stand ich vor dem Raum in dem ich Mathe hatte. Der Lehrer war schon da. Ich betrat den Klassenraum und schritt auf das Lehrerpult zu. Der schlaksige Mann war in seinen Unterlagen vertieft und bemerkte mich nicht. Mit einem leisen Räuspern machte ich auch mich aufmerksam.
„Ah, Sie müssen Miss Swan sein, willkommen in meinem Mathekurs. Ich bin Mr. Varner.“
„Guten Tag Mr. Varner. Ja ich bin Isabella Swan.“, grüßte ich ebenfalls und reichte ihm meinen Laufzettel. Er wies mir einen Platz in der dritten Reihe am Fenster zu, ich hatte die Bank für mich alleine. Ein Glück, so konnte mich keiner nerven. Der Unterricht war mehr oder weniger langweilig. Ich war auf meiner letzten Schule in Clinton in sämtlichen Fortgeschrittenenkursen. Obwohl Mathe nicht gerade meine Stärke war, kam ich doch immer auf meine sehr gute Note am Ende eines Jahre. Bevor wir nach Forks zogen waren wir ein Jahr in Clinton im Bundesstaat Illinois. Absoluter Rekord, nie war meine Familie länger als ein dreiviertel Jahr an einem Ort. Ich hoffte hier würde es anders werden, zu gerne wollte ich meine letzten beiden Highschooljahre in einer Stadt bleiben. Aber wann ging es schon mal nach mir?
Nachdem ich auch den Matheunterricht hinter mich gebracht hatte, stand ich von meinem Platz auf und wollte gerade den Raum verlassen, als ich an der Schulter angetippt wurde. Ich drehte mich um und schaute in große, dunkle Augen eines zierlichen Mädchens mit schwarzen, langen Haaren.
„Hi, ich bin Angela. Du bist Isabella und die Neue hier richtig?“, fragte sie schüchtern. ‚Ja richtig’, dachte ich mir. Warum musste mir eigentlich jeder sagen wie ich hieß, das wusste ich schließlich auch selber. Dennoch versuchte ich immer schön freundlich zu wirken, Angela konnte schließlich nichts für meine Laune.
„Hallo Angela, ja die bin ich, aber bitte sag nur Bella.“
„Ok, Bella. Wollen wir nachher vielleicht zusammen Mittag essen?“, fragte sie freundlich.
„Ja gerne, was hast du jetzt noch?“
„Physik und du?“
„Ich habe Geschichte, treffen wir uns dann in der Cafeteria?“, schlug ich vor.
„Alles klar. Dann bis später.“, verabschiedete sie sich von mir und lief den Gang zu ihrem nächsten Unterricht.
Langsam schlenderte auch ich durch die Gänge. Plötzlich war hinter mir ein ohrenbetäubender Lärm zu vernehmen. Erschrocken drehte ich mich um. Ein Knäuel raufender Jungen bewegte sich rasch durch den engen Flur. Einer von ihnen schien ziemlich wütend zu sein, er schlug wahllos auf alle ein und schubste sie durch die Gegend. Ohne Vorwarnung wurde ein dunkelhäutiger Junge in meine Richtung gestoßen, er prallte hart an meinen Körper und ich stieß schmerzhaft mit der Schulter an einen Spind. Niemand schien mich zu bemerken, die Aufmerksamkeit der umstehenden Schüler war auf die Schlägerei gelenkt. Mit einer Hand an meiner pochenden Schulter rutschte ich langsam in die Hocke und lehnte mich mit geschlossenen Augen gegen eines der Schließfächer. Ich versuchte ruhig durch die Nase ein und durch den Mund auszuatmen. Schlechte Idee. Ich nahm einen metallischen, mir nur zu bekannten Duft wahr. Langsam nahm ich meine Hand vor der verletzten Schulter. An ihr klebte etwas Blut, ich blinzelte schnell ein paar Mal, meine Sicht wurde trüber. Ich konnte ja vieles ab, aber Blut…
Vorsichtig legte ich meine Hand wieder auf die Wunde. Um mich herum nahm ich nur noch verschwommen das Chaos wahr. Die Jungs wurden von ein paar kräftigeren Typen auseinander gehalten. Ich versuchte mich wieder aus meiner Hocke zu erheben, aber sofort gaben meine Beine unter mir nach. Mir war furchtbar schlecht und schwindelig. Ich konnte nur hoffen, dass ich es heil zur Schulkrankenschwester schaffen würde ohne mich zu übergeben oder ohnmächtig zu werden.
Auf einmal spürte ich eine eiskalte Hand auf meiner gesunden Schulter. Ruckartig drehte ich den Kopf herum, zu schnell für meinen benebelten Verstand, sofort drehte sich wieder alles. Ich stöhnte gequält auf und legte den Kopf in den Nacken.
„Hey Bella, ist alles in Ordnung? Hast du dich verletzt?“, fragte mich die Samtstimme von Edward.
Fragte er wirklich ob alles in Ordnung sei? Sah ich so aus als sei ich in Ordnung? Behutsam bewegte ich den Kopf von links nach rechts.
„Nein nichts ist in Ordnung. Meine Schulter schmerzt höllisch und mir ist tierisch schwindelig.“, gab ich leise als Antwort.
„Komm, ich bring dich zum Krankenzimmer.“ Edward half mir beim Aufstehen und legte einen Arm um meine Taille, damit ich nicht wieder wegsackte. Trotz des Schmerzes in der Schulter um des Schwindelgefühls, verbreitete sich noch ein anderes Gefühl in meiner Magengegend. Ich schmiegte mich fest in Edwards starke Arme und genoss seine Nähe. Kaum hatten wir die ersten Schritte getan, fühlte ich meine Schmerzen kaum noch, ein Gefühl der Ruhe und Sicherheit durchströmte meinen Körper. Warum reagierte mein Körper nur so heftig in seiner Nähe?
Ein paar Minuten später erreichten wir zusammen das Büro der Krankenschwester. Edward setzte mich auf einem Stuhl ab und ging zum Tresen um mit der Schwester zu reden. Er erklärte ihr kurz was passiert war und fügte mit seinem schiefen Lächeln hinzu, dass es dringend sei, da ich starke Schmerzen hatte.
Er begleitete mich in den Nebenraum, wo ich mich auf die schmale Liege setzte, die Hand immer noch an meine Schulter gepresst. Edward ließ mich nicht eine Sekunde aus den Augen, es schien als sei er besorgt um mich, aber warum? Wir kannten uns noch gar nicht solange. Auch wenn wir uns am Tag zuvor auf dem Hof ganz gut unterhalten hatten.
Gerade als ich ihn fragen wollte, ob er nicht noch Unterricht hätte, betrat Mrs. Crane, die Ärztin, den Raum.
„Also Bella, dann zeig mal deine Schulter!“, forderte sie mich auf. Doch plötzlich wütete wieder eine Welle aus Panik in meinem Körper, jetzt wo ich nichts mehr hatte woran ich mich festhalten konnte, stürzte das Schwindelgefühl wieder über mich herein.
„NEIN, nicht …“, war alles was ich herauspresste, als Mrs. Crane meine Hand von der Schulter ziehen wollte. Ich wollte nicht wieder das Blut riechen, ich wollte nicht, dass mir wieder schlecht wurde, diese unangenehmen Gefühle brauchte ich im Moment wirklich nicht.
Als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, stand Edward neben mir, er sah mir tief in die Augen. Ich verlor mich in seinen ungewöhnlichen, goldenen Tiefen. Die Intensität seines Blickes bohrte sich in meinen. Vorsichtig strich seine Hand meinen Arm nach oben und seine kalten Finger legten sich um meine Hand. Langsam, ohne die Augen von meinen zu lösen, hob er meine Hand an und nahm sie von der Schulter.
Das nächste was passierte nahm ich nur teilweise wahr. Er blähte die Nasenflügel und auf einmal verfärbten sich seine goldbraunen Augen zu einem tiefen Schwarz. Seine Hand versteifte sich um meine und er presste die Kiefer stark zusammen. Ich schloss kurz die Augen um das Gesehene zu verarbeiten. Als ich sie wieder öffnete war er verschwunden. Was war das denn? Ging es ihm nicht gut, konnte er auch kein Blut riechen oder sehen? Tausend Fragen wirbelten durch meinen Kopf, so dass ich die Behandlung meiner Schulter kaum mitbekam.
„Wo ist Edward?“, fragte ich die Krankenschwester, als sie mit meiner Schulter fertig war. Mein Arm steckte nun in einer kleinen Schlinge.
„Er meinte er hätte noch etwas vergessen und ist dann ohne ein weiteres Wort gegangen. So Kindchen und du solltest vielleicht nach Hause fahren, oder besser lässt du dich abholen.“, antwortete sie und schob mich vor sich her in das kleine Büro.
„Ähm, also ich würde gerne noch die drei Stunden hier bleiben. Wissen Sie, es ist mein erster Tag und ich will da nicht unbedingt schon fehlen.“, entgegnete ich ihr.
Mit einem Seufzen, ließ sie mich gewähren, mit der Bitte mich wenigstens noch die nächste Stunde zu schonen und etwas essen zu gehen. Ich willigte ein und machte mich durch die mittlerweile leeren Gänge auf zur Cafeteria. Ich ließ mich an einem Tisch in der hintersten Ecke nieder und nahm mir ein Buch aus dem Rucksack. Nach wenigen Sätzen versank ich in der Welt von Cathy und Heathcliff.
Ich wusste nicht wie lange ich gelesen hatte, doch plötzlich zog mir jemand das Buch aus den Händen und lächelte mich freundlich an.
„Na wie geht’s dir, alles wieder gut?“, fragte Edward mit weicher Stimme.
Ich war immer noch erschrocken und versuchte mit einer Hand auf der Brust mein Herz wieder zu beruhigen.
„Du tauchst auch immer aus dem Nichts auf, oder!?“, stellte ich anklagend fest. Er setzte sich nun zu mir an den Tisch und sah mich amüsiert an. Seine Augen hatten nun wieder diesen faszinierenden Goldton und er wirkte auch körperlich wieder entspannter.
„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“, meinte er dann.
„Danke es geht wieder.“, gab ich knapp als Antwort. „Aber was machst du hier, hast du nicht Unterricht? Bist du deswegen vorhin einfach gegangen?“, fragte ich ihn.
„Bella hast du schon mal auf die Uhr geguckt? Gleich fängt die vierte Stunde schon an. Und ja ich musste gehen, ich hatte schließlich Unterricht“, schmunzelte er.
„Oh!“ Ich blickte zur auf die große Uhr über der Eingangstür und musste mit Erschrecken feststellen, dass er Recht hatte. Schnell wollte ich meine Sachen zusammensammeln, doch vergaß ich dabei meine Schiene um die verletzte Schulter. Ein leichter Schmerz durchzuckte meine Schulter und ich kniff die Augen zusammen.
„Gib her ich trage deine Tasche, wo hast du jetzt Unterricht?“, fragte Edward und schulterte meinen Rucksack.
„Ich hab jetzt Musik, wo weiß ich nicht, das steht auf dem Plan in meinem Rucksack.“
„Wie praktisch, ich hab auch jetzt Musik, dann sind wir wohl im gleichen Kurs. Komm mit!“, forderte er mich auf.
Gemeinsam liefen wir durch die Flure zu einem Raum mit einer großen Flügeltür. Der Raum selbst war riesig, nie hätte ich so einen Musikraum erwartet. Hier gab es unzählige Instrumente und verschieden Requisiten für Theateraufführungen. Der Raum, nein der Saal war vergleichbar mit einer großen Aula oder einem kleinen Theater. Schwere, weinrote Stoffvorhänge trennten Zuschauerraum und Bühne, auf welche man links und rechts über drei kleine Stufen gelingen konnte. Edward führte mich zur ersten Sitzreihe und wir ließen uns auf die gepolsterten Sitze fallen. Kurze Zeit später betrat der Lehrer den Saal und rief zur Ruhe.
„So Leute, willkommen zum neuen Schuljahr. Ihr wisst alle was das heißt. Wir haben ein neues Projekt vor uns. Da wir ja letztes Jahr einen fantastischen Talentwettbewerb hatten, wollen wir uns in diesem Jahr etwas Größerem widmen. Einem Musical.“, begann er seine Ansprache. Ein Raunen ging durch den Saal.
„Ich hab drei Stücke herausgesucht, ihr könnt wählen welches wir am Ende des Jahres vor dem Schulball aufführen.“, sprach er weiter.
„Macht ihr das wirklich jedes Jahr?“, fragte ich zu Edward gebeugt.
„Jap. Letztes Jahr war es ein Talentwettbewerb, das Jahr vorher ein Konzert und das Jahr davor hatten wir etwas Ähnliches wie eine Oper einstudiert, nur war die Sängerin grottenschlecht.“, zählte er grinsend auf.
„Und was hattest du bei diesem Wettbewerb gemacht?“, löcherte ich ihn weiter.
„Ich hab Klavier gespielt.“
„Du kannst Klavier spielen?“
„Ja.“, gab er leicht als Antwort.
Bevor ich noch weiter fragen konnte, forderte der Lehrer wieder unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Also ihr könnt wählen zwischen ‚Wicked’, ‚Tarzan’ oder ‚Tanz der Vampire’.“
Ein leises Glucksen konnte ich neben mir vernehmen. Edward hatte einen amüsierten Ausdruck im Gesicht. Anscheinend schien ihm ein Stück davon zu gefallen.
„Also wer ist für ‚Wicked’?“, fragte der Musiklehrer. Mir fiel auf, dass ich seinen Namen noch nicht mal kannte. Ich würde ihn wohl später fragen müssen. Derweil hoben sich vereinzelt ein paar Hände. Drei oder vier Leute waren für dieses Stück. Ich persönlich mochte eher die älteren Werke.
„Ok, was sagt ihr zu ‚Tarzan’?“, fragte er wieder in die Runde. Jetzt meldete sich schon fast die Hälfte.
„Na gut und was sagt ihr zu den Vampiren?“ Ohne groß nach zu zählen, konnte man sehen, dass das Stück wohl eine Vielzahl der Schüler begeisterte. Auch Edward neben mir hob grinsend die Hand. Ich enthielt mich erst mal.
„Gut, dann ist es also beschlossen. Unser diesjähriges Stück wird ‚Tanz der Vampire’ sein.“
Beigeistert klatschte er einmal in die Hände und begann dann in seiner Tasche herum zu wühlen. Heraus zog er eine Liste und ein paar zusammengeheftete Blätter, welcher er austeilte. Ich schaute mir die erste Seite an. ‚Musical – Tanz der Vampire’ stand auf dem Deckblatt. Es folgten eine kleine Inhaltsangabe, Instruktionen zu den einzelnen Szenen und eine Auflistung der Rollen. Auf der Liste, die herum ging sollten wir uns für eine Wunschrolle oder eine Tätigkeit hinter der Bühne eintragen. Edward war vor mir dran, er trug sich in die Spalte für das Musikensemble ein. Als ich die Liste bekam, las ich mir erst einmal alle Rollen durch. Es war eine schwierige Entscheidung. Einerseits hasste ich es im Mittelpunkt zu stehen, aber genau das erwarteten meine Eltern von mir. Sie wollten ihre Prinzessin immer im Zentrum des Geschehens wissen. Noch hatte sich keiner getraut sich in die Spalte der Hauptrollen von Sarah und Graf Krolock einzuschreiben. Sollte ich vielleicht? Nein das konnte ich nicht, oder doch? ‚Ach was solls.’, dachte ich mir, setzte meinen Namen auf die Liste und gab sie weiter.
„Na wo hast du dich eingetragen?“, fragte mich Edward leise.
„Ach so eine Nebenrolle, als eine der Vampirfrauen.“, gab ich leichthin als Antwort.
Nachdem auch das geklärt war, wurden noch die Termine für das Vorsingen und die ersten Proben festgelegt.
„Ohh man, Mr. Mclachlan hat sicher wieder einen Zeitplan, der bis in die kleinste Sekunde ausgearbeitet ist.“, scherzte Edward.
„Mhh“, war alles was ich noch heraus brachte.
Die Klingel schrillte zum Ende der Stunde, ich brachte meinen Laufzettel noch zu Mr. Mclachlan und verließ den Saal Richtung Bioraum.
Meine letzte Stunde verlief wieder ruhiger. Mr. Banner, mein Biolehrer, setzte mich auf den Platz neben Edward in die dritte Reihe. Wir unterhielten uns leise und verabredeten uns für den Nachmittag. Er wollte mir den Hof seiner Familie zeigen. Ich war schon richtig heiß darauf die anderen Pferde kennen zu lernen. Reiten konnte ich im Moment ja leider nicht, aber ein kleiner Spaziergang mit meiner Eclipse wäre sicher drin.
Nach dem Klingeln packte ich meine Schulsachen zusammen, doch meine Tasche bekam ich nicht zu greifen. Ich drehte mich perplex um und ein grinsender Edward hatte meinen Rucksack geschultert und lief an mir vorbei. Kopfschüttelnd ging ich ihm hinterher zum Parkplatz. Ich lief zu meinem Auto, er hinter mir her. Dann drehte ich mich zu ihm um und nahm meinen Rucksack von seiner Schulter.
„Wir sehen uns also nachher?“, fragte Edward noch einmal mit einem umwerfenden Lächeln. Man, das sollte echt verboten werden, so lächeln zu können.
„Ja sicher, ich werde da sein.“ Mit diesen Worten stieg ich ein und startete den Motor. Ich fuhr meinen Wagen aus der Parklücke, winkte ihm noch mal zum Abschied und brauste mit leichter Vorfreude vom Parkplatz.
Pachelbels Canon in D
Bellas Outfit
Donnerstag, 3. Dezember 2009
3. Kapitel Ankunft in einer neuen Welt
Edward POV
*Das kann doch wohl nicht wahr sein. Was bildet sich dieser Riesenteddy ein?*, wütete Alice immer noch in ihren Gedanken. Ob sie das auch mal lassen konnte? Ich schloss meine Augen und rieb mir mit zwei Fingern die Schläfen. Wenn es auch zwecklos war, hoffte ich dass es meine Gabe abschalten konnte.
*Hey Bruderherz, was ist los mit dir?*. Jetzt belästigte mich auch noch Emmett mit seinen Gedanken. Mein Mund verzog sich leicht, was Emmett zum Schmunzeln brachte. Immer noch gequält von Alice´ Gedanken öffnete ich meine Augen und mein Gegenüber bekam einen Lachanfall. Verdutzt schaute ich meinem Bruder in die Augen.
„Was?“, fuhr ich ihn an.
„Du müsstest mal… dein Gesicht …sehen, Bro.“, brachte er lachend hervor.
„Du mich auch.“
„Ach komm. Sorry Mann. Deine Gabe möchte ich echt nicht haben, das muss nerven.“, entschuldigte sich Emmett.
Ich brummelte nur etwas Unverständliches und schob ihn beiseite.
„Ich bin jagen, falls mich jemand sucht.“, nuschelte ich im Vorbeigehen.
Ich musste hier einfach raus. Es gab Tage an denen ich meine Gabe verfluchte.
„Hey, vergiss nicht dass die Neue nachher kommt. Esme und Carlisle wollen dass wir alle da sind.“, rief mir Em noch hinterher.
„Ich werde da sein.“, gab ich zurück und verschwand im Wald.
Ich war keine 300 Meter gerannt, da nahm mein feiner Geruchssinn eine kleine Herde Wild wahr. Ich ging in die Angriffsposition über und schlich mich leise an den Rand der Lichtung, auf der die Rehherde sich zum Grasen versammelt hatte. Ich brauchte nur eine Zehntelsekunde um meinen Instinkten die Oberhand zu überlassen und mich auf eines der Rehe zu stürzen. Gezielt versenkte ich meine messerscharfen Zähne in der pulsierenden Halsschlagader des Rehs. Genießerisch ließ ich das warme Blut meine brennende Kehle hinunter fließen. Nachdem kein Tropfen mehr aus der Ader kam, ließ ich von dem Tier ab. Doch ich hatte noch lange nicht genug, die letzten drei Wochen hatte ich einfach keine Zeit für die Jagd. Da hatte ich jetzt einiges nachzuholen.
Nach vier weiteren Rehen und einem kleinen Puma zum Dessert war ich mehr als gesättigt. Ich strich zufrieden mein immer noch blütenweißes Hemd glatt und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Dann machte ich mich langsam auf den Weg zurück zum Hof. Ich hatte es kein bisschen eilig, diese neue Reiterin kennen zu lernen stand nicht gerade ganz oben auf meiner ToDo-Liste. Aber was tat ich nicht alles, nur um meine Mom glücklich zu machen. Obwohl ich mich nicht beeilt hatte, übersprang ich schon nach zwei Minuten einen der Koppelzäune. Mom und Dad standen vor der Haustür und schienen darauf zu warten, dass diese Neue ankam.
„Hallo Edward, na warst du erfolgreich?“, begrüßte mich Esme mit einem Kuss auf die Stirn.
„Hi Mom, na ja außer einem Puma gab es nur eine kleine Herde Rehe, also nichts Besonderes. Ich werde mich jetzt umziehen und dann komm ich wieder runter.“, damit verschwand ich nach oben in mein Zimmer.
Ich schloss gerade die letzten Knöpfe meines Hemdes, als ich von draußen ein Motorengeräusch hörte.
„Edward nun komm schon, sie ist in sieben Minuten daaaa!“, quietschte Alice bevor sie, wieder mal ohne anzuklopfen, in mein Zimmer gestürzt kam. Wie machte sie das nur, wie konnte sie immer so aufgedreht sein? Tabletten oder Alkohol konnte wohl kaum etwas bei ihr bewirken.
Kopfschüttelnd verließ ich mit meiner kleinen, aufgedrehten Schwester das Zimmer und wir gingen nach draußen, um auf unsere Besucherin zu warten.
Fünf Minuten später sahen wir schon den schwarzen Transporter um die Ecke fahren. Er kam direkt vor uns zum Stehen. In diesem Moment stießen auch Emmett, Rosalie und Jasper zu uns. Gespannt warteten alle darauf dass die beiden aus dem Wagen stiegen. Auf der Fahrerseite kletterte ein älterer Mann mit schwarzen, kurzen Haaren aus dem Gefährt. Er war nicht besonders muskulös und schien auch nicht irgendwelche anderen körperlichen Fähigkeiten zu besitzen. Auch sein Gesicht zeigte alles andere als Freundlichkeit. Er wirkte genervt und völlig fehl am Platz. Carlisle machte als erster einen Schritt auf den Mann zu.
„Guten Tag Mr. Swan. Es freut mich sehr sie auf unserem Hof begrüßen zu dürfen.“
Mr. Swan also. Der Name passte so gar nicht zu diesem Kerl.
„Ja, Tag“, war seine unfreundliche Begrüßung. „Das ist meine Tochter Isabella.“
Er deutete auf das Mädchen, welches sich gerade umständlich aus dem Transporter quälte.
Sie kam mit einem Lächeln um den Wagen herum, um sich uns vorzustellen, doch das Lächeln erreichte ihre Augen nicht.
*Ob das heute noch was wird. Meine Güte ich will endlich aus diesem Drecksloch raus.*
Finster schaute ich zu Mr. Swan, der sich etwas Schlamm von den Schuhen schüttelte. Er war mir zutiefst unsympathisch.
Doch meine Aufmerksamkeit wurde jetzt zu diesem außerordentlich hübschen Mädchen gezogen. Sie hatte schokobraune, leicht lockige Haare, die sich sanft um ihr makelloses, blasses Gesicht schmiegten. Ihr Körper war für menschliche Verhältnisse einfach perfekt, flacher Bauch, schlanke, lange Beine und das bei einer Größe von 1,60m. Aber am meisten faszinierten mich ihre Augen. Genauso braun wie ihre Haare und so tief als könne man nie den Grund erreichen. Irgendwo hatte ich sie schon mal gesehen, sie kam mir sehr bekannt vor.
„Hi, ich bin Isabella, aber bitte sagt doch Bella zu mir.“, stellte sie sich nun selber noch mal vor.
Bella, Bella Swan. Zu ihr passte der Name schon deutlich besser.
Bella reichte jedem von uns die Hand. Was mich wunderte war, dass sie nicht wegen unserer ungewöhnlich kalten Haut zurück schreckte. Ich versuchte ihre Reaktion aus ihren Gedanken zu lesen, aber da war nur Stille. Verdutzt starrte ich sie an und konzentrierte mich. Ich hatte sonst eher Schwierigkeiten jemanden nicht hören zu müssen, aber so was war mir noch nie passiert. Ich würde Carlisle bei Gelegenheit mal fragen müssen.
Nachdem wir uns alle vorgestellt hatten, öffnete Mr. Swan die Transportklappe. Bella schlüpfte zur Seitentür hinein.
„Also was haltet ihr von ihr?“, fragte ich in die Runde, während die beiden mit dem Abladen von Bellas Pferd beschäftigt waren.
„Also ich finde sie bezaubernd.“, meinte Esme. Typisch Mom, sie liebte alles und jeden ohne Vorbehalte.
„Ich denke sie wird sich schnell einleben können bei uns.“, kam es von Dad.
Jasper und Rosalie sahen skeptisch aus.
Emmett grinste wie immer vor sich hin und Alice, sie war wie immer.
„Bella und ich werden tolle Freundinnen werden.“ Alice strahlte richtig. Alle sahen sehr glücklich aus, ich fand die Idee einen Menschen im Stall, im Team zu haben immer noch nicht berauschend. Aber wenn ich Bella so sah, war es vielleicht doch nicht so schlecht, obwohl sie nicht wirklich so aussah, als würde sie auf einen Reiterhof gehören. Emmett und Jasper schlossen jetzt schon Wetten ab wie viele braune Flecken sie nachher auf ihrer weißen Stoffhose oder dem grauweißem Seidentop haben würde. Die zwei waren unverbesserlich.
Plötzlich war lautes Gepolter aus dem Inneren des Transporters zu hören. Sofort stürzte ich zur Seitentür. Das riesige, dunkelbraune Pferd stieg immer wieder in die Höhe und schlug mit den Vorderhufen nach vorne aus, gefährlich nahe an Bellas Kopf. Mit einer schnellen, für Menschen nicht sichtbaren, Bewegung zog ich sie aus dem Transporter direkt in meine Arme. Erschrocken schrie sie auf und klammerte sich an meinem Hemd fest.
Zum ersten Mal nahm ich richtig ihren Geruch in mir auf. Innerhalb einer Viertelsekunde spannten sich sämtliche Muskeln an. Ich presste meine Zähne schmerzhaft aufeinander und versuchte das Gift runter zu schlucken. Meine Kehle stand in Flammen, das Monster in mir hatte plötzlich den starken Drang die Oberhand zu übernehmen.
*Edward, lass sie los!*, Carlisle stand auf einmal hinter mir und hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt. Ich löste langsam meine Arme von ihrer Taille.
„Alles in Ordnung, Bella?“, fragte ich sie besorgt, als ich das Monster in mir wieder gebändigt hatte.
Sie schaute mich mit großen Augen an, hatte sie etwa was gemerkt? Nein unmöglich. Dennoch erwachte sie nicht aus ihrer Starre und hielt ihre unergründlichen Augen skeptisch auf mich gerichtet.
„Bella. Geht’s dir gut? Hast du dich verletzt?“, fragte ich sie noch einmal. Und endlich war sie wieder in dieser Welt.
„Ähm, ja sicher, alles gut! Aber wie… wie konntest du… so schnell bei mir sein? Ich meine du warst auf der anderen Seite… des Transporters.“, stotterte sie sich zusammen.
„Du musst dich da getäuscht haben, lass uns lieber nach deinem Pferd sehen, am besten Jasper führt es heraus, er kann gut mit störrischen Tieren umgehen.“, erwiderte ich um abzulenken. Ich hoffte inständig dass sie nicht weiter nachfragte.
„HEY, mein Pferd… meine Eclipse ist alles, aber nicht störrisch, sie ist das beste was mir jemals passiert ist. Also wag es ja nicht sie noch mal so zu nennen. IST DAS KLAR!?“, fuhr sie mich ganz unvorbereitet an. Oho, ich sollte mich vielleicht nicht gleich am ersten Tag bei ihr unbeliebt machen. Sie sollte nichts Schlechtes von mir denken. Aber normalerweise war es ja auch ein leichtes für mich Menschen zu durchschauen, doch bei ihr war immer noch diese Stille, es machte mich wahnsinnig.
*Was bildet sich dieser Kerl eigentlich ein, wie kann er es wagen meiner süßen Maus so etwas an den Kopf zu werfen. Das ist doch… unglaublich. Wie kann er sich ein Urteil über sie bilden, er kennt weder Eclipse noch mich!*
Erschrocken drehte ich mich zu ihr um. Das hatte sie doch nicht laut gesagt. Nein ich war mir sicher dass sie es gedacht haben muss. Also stimmte doch alles, ich konnte Bella hören. Erleichtert seufzte ich auf. Nachdem das Problem dann beseitigt war, konnten wir Bellas Pferd ausladen. Schließlich warteten alle immer noch darauf.
Jasper war nun in das Innere gestiegen und versuchte mit seiner Gabe Bellas Pferd etwas zu beruhigen. Nach nur wenigen Minuten konnten wir die Stute nach draußen schaffen. Bella hatte sich nun wieder beruhigt und nahm Jazz den Führstrick aus der Hand.
„Danke für deine Hilfe Jasper.“, schüchtern lächelte sie ihn an und wurde leicht rot im Gesicht. Warum reagierte sie so auf ihn? Mir hatte sie nicht gedankt, als ich sie aus dem Wagen gerettet hatte, aber bei Jazz wurde sie verlegen und dankte ihm dafür dass er nur ihr Pferd aus dem Anhänger geführt hatte.
Aber warum ärgerte mich das jetzt?
*Wow, ihr Pferd ist spitze*, dachte Emmett.
*Schick, schick*, war das einzige was von Carlisle kam.
Esme war da schon kreativer. „Bella, dein Pferd ist wunderschön“, sagte Mom liebevoll wie immer. „Eine Stute, richtig? Wie alt ist sie?“, fragte sie weiter.
„Ja, das ist Eclipse, sie ist eine Hannoveranerstute und 7 Jahre alt.“ Man konnte den Stolz in Bellas Stimme förmlich hören, bei dem Klang konnte ich mich gar nicht mehr ärgern.
*Pah, wie will die mit New Moon mithalten können in der Mannschaft, sie ist doch bloß ein schwacher Mensch mit einem untrainierten, klapprigen Gaul. Ach ja mein süßer Moony, er bräuchte mal wieder einen schönen Beautytag, genau wie…* Ein leises, aber bedrohliches Knurren stieg in meiner Brust empor. Wie konnte diese blonde Diva es wagen so über Bella und ihr Pferd auch nur zu denken.
„Wird das heute noch was, es ist schon spät und ich wollte heute noch nach Hause“, *…und aus dieser Schlammgrube raus.*
Ach ja, der war ja auch noch da.
„Dad!“, flehte Bella ihren Vater an. „Tut mir Leid, es dauert nicht mehr lange. Setz dich doch schon in den Wagen ich bring Eclipse noch schnell in ihre Box und lade ihr Zeug aus.“ Bella wurde mit jedem Wort immer leiser und kleiner in der Gegenwart ihres Vaters.
„Ja ja, schon gut, aber mach hin.“, grummelte Mr. Swan und stieg ins Auto.
Das war ja wohl die Höhe. Bella sollte alles alleine ausladen? Was war er denn für ein Vater. Carlisle schickte Alice und Jasper mit Bella und ihrem Pferd in den Stall. Rosalie war schon vor einiger Zeit davon stolziert, sie würde ihr Fett schon noch abbekommen, dafür würde ich höchstpersönlich sorgen. Zusammen mit Esme und Carlisle schaffte ich die Ausrüstung von Bella und Eclipse in die Sattelkammer. Gut dass wir soviel Platz hatten, Bella besaß nicht gerade wenige Sachen. Schnell war alles verstaut, meine Eltern zogen sich ins Haus zurück und ich wollte zu Bella. Irgendwas an ihr verwirrte mich. Nachdem ihre Wut auf mich verflogen war, verschlossen sich auch ihre Gedanken wieder vor mir. Ich betrat den Privatstall und lief die Gasse entlang zu der Box von Bellas Pferd. Ich hatte sie heute persönlich vorbereitet und mit extra viel Stroh ausgelegt. An der Box davor blieb ich stehen. Hier war mein Twilight untergebracht, sanft strich ich ihm über die Nüstern und er blies leise hinein. Mit einem Lächeln wand ich mich von ihm ab und lehnte mich über Eclipses Boxentür. Aufgeregt schnaubend lief das Tier darin herum und Bella hatte sichtlich Mühe sie unter Kontrolle zu bekommen. Ich sah mich um, aber von Alice und Jasper war keine Spur, also wirkte auch seine Gabe nicht mehr.
„Hey, alles klar. Brauchst du Hilfe?“, fragte ich Bella. Erschrocken drehte sie sich um.
„Ähm… ja. Ich weiß nicht was ich mit ihr anstellen soll, Charlie, mein Dad, wartet schon und wird sicher sauer sein, aber ich kann Eclipse in diesem Zustand nicht alleine lassen. Würdest du noch eine Weile nach ihr sehen?“, gab sie etwas gehetzt zurück. Sie tat mir wirklich leid, so einen Vater wünschte ich keinem.
„Na sicher, ich kümmere mich um sie, geh nur, nicht dass du Ärger bekommst.“
„Danke, du bist der Beste.“
Sie verabschiedete sich noch ausgiebig von ihrem Pferd und auch ich bekam einen kleinen Kuss auf die Wange. Dann lief sie aus dem Stall und keine fünf Sekunden später wurde der Motor zum Röhren gebracht und sie fuhren vom Hof.
Leicht benommen legte ich eine Hand auf die Stelle an der Bella mich geküsst hatte. Ihre warmen Lippen brannten immer noch auf meiner Wange. Auch das Brennen in meiner Kehle konnte ich nur mühsam unterdrücken. Na das würde ja noch lustig werden mit uns beiden.
Bella POV
Ich hatte gerade mal einen Schritt auf den ebenen Boden des Stalles gesetzt, da blieb ich auch schon wieder stehen. Er war einfach gigantisch und sehr modern. Hinter diesen alten Mauern hätte ich nie im Leben einen so fantastischen Stall erwartet. Allein das Dach überwältigte mich schon, es war komplett aus Glas und nur von wenigen, dünnen Balken durchzogen. Eclipse stupste mich von hinten an, sie wollte sicher auch endlich in ihr neues Zuhause einziehen. Ich führte sie zu der Box an der schon Jasper und Alice auf mich warteten. Auch die Box war riesengroß, hier würden locker zwei Pferde bequem Platz finden. Ich führte meine Stute hinein und löste den Führstrick, sie sollte ihr Heim erstmal selber erkunden und Zeit haben sich einzugewöhnen.
„Hey Bella, wir sind dann mal weg, kommst du klar? Edward wird sicher noch mal vorbei kommen gleich.“, fragte Alice mich.
„Na sicher geht ruhig und danke.“, antwortete ich lächelnd. Und schon waren die beiden verschwunden. Keine zwei Sekunden später fing Eclipse auf einmal nervös an zu wiehern. Sie versteifte sich und lief schnaufend durch die Box.
„Was ist denn mit dir meine Süße, es ist doch alles gut.“, versuchte ich sie zu beruhigen. Aber sie ließ mich nicht an sich heran. Was war bloß mit ihr los, noch vor einer Minute hatte sie entspannt ihre Box erkundet. Musste sie ausgerechnet jetzt so rumzicken? Dad würde nur noch böser werden, er hasste es mich durch die Gegend kutschieren zu müssen und noch weniger mochte er meine Leidenschaft für Pferde.
Ich bekam das Halfter zu greifen und versuchte sie durch ein paar Streicheleinheiten zu beruhigen, aber sie wurde immer nervöser. Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch, erschrocken drehte ich mich um. Es war Edward, er stand an der Boxtür.
„Hey, alles klar. Brauchst du Hilfe?“, fragte er mit besorgtem Unterton in der Stimme.
„Ähm… ja. Ich weiß nicht was ich mit ihr anstellen soll, Charlie, mein Dad, wartet schon und wird sicher sauer sein, aber ich kann Eclipse in diesem Zustand nicht alleine lassen. Würdest du noch eine Weile nach ihr sehen?“, bat ich ihn. Ich hoffte inständig dass Charlie noch nicht zu aufgebracht war.
„Na sicher, ich kümmere mich um sie, geh nur, nicht dass du Ärger bekommst.“
„Danke, du bist der Beste.“
Ich verabschiedete mich von meiner aufgebrachten Stute und verließ die Box.
Sie rannte immer noch im Kreis, aber ich konnte jetzt nicht mehr bleiben, also drehte ich mich weg, gab Edward noch einen Wangenkuss zum Dank und eilte nach draußen, wo mein Dad ungeduldig auf mich wartete.
Na super, sein wutverzerrtes Gesicht sprach Bände, gleich konnte ich mir wieder was anhören.
Flink stieg ich in den Transporter, schnallte mich an und blickte schüchtern zu Charlie.
„Ach wird das heute etwa doch noch was?“, blaffte er mich an. „Isabella ich hatte dir gesagt du sollst dich beeilen und was machst du, du schmust noch stundenlang mit deinem Gaul.“
„Entschuldige Dad, sie war so aufgeregt und…“, weiter kam ich nicht.
„Das ist keine Ausrede, wenn ich sage ich habe es eilig, dann hast du dich auch danach zu richten! Haben wir uns verstanden, junges Fräulein? Solange du unter meinem Dach lebst, hältst du dich auch an meine Regeln!“, wetterte er weiter.
Kleinlaut gab ich noch eine halbherzige Entschuldigung zum Besten. Endlich startet Charlie den Motor und wir fuhren nach Hause. Der Weg war nicht sonderlich lang, ich würde mit dem Fahrrad keine 5 Minuten brauchen.
Als wir an unserer Villa ankamen, stieg ich sofort aus und rannte die Treppen rauf zu meinem Zimmer. Ich schloss hinter mir die Tür und lehnte mich dagegen.
Mein Blick ließ ich durch mein neues Reich schweifen und blieb dann bei meinem Schreibtisch hängen. Dort stand der Silberrahmen mit dem Bild von Eclipse. Ich stieß mich mit dem Rücken von der Tür ab und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl. Nachdenklich betrachtete ich es. Mir fiel das Turnier in Calgary wieder ein. Ich hatte mich auf dem Hof der Cullens die ganze Zeit gefragt, woher ich Edwards Gesicht kannte, auch seine Stimme war mir nicht neu. Jetzt wusste ich es wieder. Vor zwei Jahren war er der Junge gewesen mit dem ich zusammen gestoßen war. Er war es auch, der mir geholfen hatte in meiner Prüfung doch noch den dritten Platz zu belegen. Es klang jetzt vielleicht naiv aber er hat mir wirklich geholfen. Ich erinnerte mich daran als wäre es gestern gewesen.
----Flashback----
Da war es, das Startsignal. Ich nahm die Zügel noch ein wenig auf und ließ Eclipse angaloppieren. Vor meinem inneren Auge lief noch einmal der Parcoursplan vorbei und dann und steuerte ich das erste Hindernis an, ein Oxer mit blauweißen Stangen. Flüssig und mit gespitzten Ohren überflogen wir auch die nächsten Hindernisse. Von uns lag nun die dreifache Kombination. Ein Oxer als ein Einsprung, dann ein Doppelrick und zum Schluss noch eine etwas weitere Distanz auf einen Steilsprung, welcher ziemlich hoch war. Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit, ich hatte Kombinationen nie viel geübt und dreifache noch seltener, ich bekam es mit der Angst zu tun. Mein Blick lag schon auf dem letzten Hindernis, der Steilsprung war sehr hoch, er wirkte vom Boden schon viel größer als alle anderen. Mit jedem Galoppsprung kamen wir näher und meine Aufregung übertrug sich langsam aber sicher auf Eclipse. Sie verlor ihren gleichmäßigen Takt und warf den Kopf nach oben, so dass ich für kurze Zeit die Kontrolle über ihre Anlehnung verlor. Ich versuchte krampfhaft vor der Kombi die Schritte zu verkürzen, aber es war zu spät, viel zu früh sprang sie ab und die hintere Stange des Oxers fiel. Um die beiden anderen Sprünge heil zu überwinden, gab ich ihr einen Klaps mit der Gerte und schloss meine Unterschenkel fest um ihren Bauch. Diese Manöver brachte uns sicher über den mittleren Sprung, leider waren wir jetzt viel zu nah am Aussprung. Wenn ich sie jetzt einfach laufen ließ, würden wir ins Hindernis laufen. Wenn ich sie antreiben würde, könnte sie abspringen aber die Höhe nicht schaffen. Ich hatte einfach keine Zeit mehr, wie sollte ich mich entscheiden?
Plötzlich schoss mir ein Bild durch den Kopf, ein Junge mit bronzenen Haaren, blassen Gesicht und strahlenden, goldenen Augen. Und dann war alles völlig klar. Ich zupfte leicht am linken Zügel und zum Glück reagierte meine Stute schnell. Kräftig sprang sie ab und wir segelten über den Sprung. Ein Klappern war zu hören, Eclipse hatte die Stange mit ihren Hufen berührt und nun rollte sie in der Auflage hin und her, bevor sie sich entschloss… oben zu bleiben. Erleichtert atmete ich auf und tätschelte den Hals meiner Maus kurz. Der Parcours war noch nicht beendet, ein letzter Sprung stand noch aus. Wenn jetzt nichts mehr passierte, hatte ich noch gute Chancen auf eine Platzierung. Alles blieb liegen. Das hieß für mich vier Strafpunkte in einer Zeit von 43,87 Sekunden, der dritte Platz bisher und drei Starter kamen noch. Nachdem alle den Parcours mehr oder weniger erfolgreich überwunden hatten, war es offiziell. Ich hatte meine erste Platzierung in der Tasche, der dritte Platz war mein und meine Freude war unermesslich. Strahlend saß ich bei der Siegerehrung auf meiner Eclipse und klopfte ihr immer wieder lobend den Hals. Mit der Bronzeschleife verließ ich das Turniergelände in Richtung der Transporter. Hier würde mein Dad auf mich warten. Ich sprang aus dem Sattel und fiel meiner Lieblingsstute um den Hals.
„Na da ist aber einer glücklich.“, flüsterte mir jemand ins Ohr. Erschrocken drehte ich mich um und da war er wieder, mit ihm ein blonder Junge, der mich leicht anlächelte.
„Glückwunsch zum dritten Platz, ich habe deinen Ritt verfolgt. Du hast richtig professionell reagiert in der Kombination, das hätte nicht jeder so gekonnt.“
„Ja… danke.“, war das einzige, was ich schüchtern hervor brachte. „Aber sei mir nicht böse ich muss los, mein Vater wird sonst böse, er wartet nicht gerne. Vielleicht sieht man sich ja noch mal.“ Mit diesen Worten führte ich meine Stute an ihm und seinem Begleiter vorbei.
----Flashback Ende----
Ich stellte den Bilderrahmen wieder auf den Schreibtisch. Neben dem Tisch stand noch meine Kiste mit meinen Schätzen, ganz oben auf lagen sämtliche Schleifen, die ich jemals gewonnen hatte. Ich zog die Bronzeschleife heraus und strich sie glatt. Lächelnd betrachtete ich sie und befestigte sie dann über dem Schreibtisch an der Wand. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es langsam Zeit fürs Bett war. Ich huschte noch schnell ins Bad, duschte, putzte meine Zähne und zog mein Nachthemd an. Als ich mich gemütlich in mein Bett gekuschelt hatte, ließ ich den Tag noch mal Revue passieren. Die lange Fahrt nach Forks, der erste Blick ins Haus, der neue Stall für Eclipse und das Kennen lernen mit den Cullens. Meine Gedanken blieben bei dieser Familie hängen, ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus, vielleicht würde es hier doch nicht so schlecht werden, wie zuerst vermutet.
Ich schloss meine Augen, nun war ich also da, angekommen in einer neuen Welt.
Bellas Outfit
Eclipse
(Bilder by http://slawik.com/
Die Pferdebilder gehören Christiane Slawik!
http://www.slawik.com/)
*Das kann doch wohl nicht wahr sein. Was bildet sich dieser Riesenteddy ein?*, wütete Alice immer noch in ihren Gedanken. Ob sie das auch mal lassen konnte? Ich schloss meine Augen und rieb mir mit zwei Fingern die Schläfen. Wenn es auch zwecklos war, hoffte ich dass es meine Gabe abschalten konnte.
*Hey Bruderherz, was ist los mit dir?*. Jetzt belästigte mich auch noch Emmett mit seinen Gedanken. Mein Mund verzog sich leicht, was Emmett zum Schmunzeln brachte. Immer noch gequält von Alice´ Gedanken öffnete ich meine Augen und mein Gegenüber bekam einen Lachanfall. Verdutzt schaute ich meinem Bruder in die Augen.
„Was?“, fuhr ich ihn an.
„Du müsstest mal… dein Gesicht …sehen, Bro.“, brachte er lachend hervor.
„Du mich auch.“
„Ach komm. Sorry Mann. Deine Gabe möchte ich echt nicht haben, das muss nerven.“, entschuldigte sich Emmett.
Ich brummelte nur etwas Unverständliches und schob ihn beiseite.
„Ich bin jagen, falls mich jemand sucht.“, nuschelte ich im Vorbeigehen.
Ich musste hier einfach raus. Es gab Tage an denen ich meine Gabe verfluchte.
„Hey, vergiss nicht dass die Neue nachher kommt. Esme und Carlisle wollen dass wir alle da sind.“, rief mir Em noch hinterher.
„Ich werde da sein.“, gab ich zurück und verschwand im Wald.
Ich war keine 300 Meter gerannt, da nahm mein feiner Geruchssinn eine kleine Herde Wild wahr. Ich ging in die Angriffsposition über und schlich mich leise an den Rand der Lichtung, auf der die Rehherde sich zum Grasen versammelt hatte. Ich brauchte nur eine Zehntelsekunde um meinen Instinkten die Oberhand zu überlassen und mich auf eines der Rehe zu stürzen. Gezielt versenkte ich meine messerscharfen Zähne in der pulsierenden Halsschlagader des Rehs. Genießerisch ließ ich das warme Blut meine brennende Kehle hinunter fließen. Nachdem kein Tropfen mehr aus der Ader kam, ließ ich von dem Tier ab. Doch ich hatte noch lange nicht genug, die letzten drei Wochen hatte ich einfach keine Zeit für die Jagd. Da hatte ich jetzt einiges nachzuholen.
Nach vier weiteren Rehen und einem kleinen Puma zum Dessert war ich mehr als gesättigt. Ich strich zufrieden mein immer noch blütenweißes Hemd glatt und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Dann machte ich mich langsam auf den Weg zurück zum Hof. Ich hatte es kein bisschen eilig, diese neue Reiterin kennen zu lernen stand nicht gerade ganz oben auf meiner ToDo-Liste. Aber was tat ich nicht alles, nur um meine Mom glücklich zu machen. Obwohl ich mich nicht beeilt hatte, übersprang ich schon nach zwei Minuten einen der Koppelzäune. Mom und Dad standen vor der Haustür und schienen darauf zu warten, dass diese Neue ankam.
„Hallo Edward, na warst du erfolgreich?“, begrüßte mich Esme mit einem Kuss auf die Stirn.
„Hi Mom, na ja außer einem Puma gab es nur eine kleine Herde Rehe, also nichts Besonderes. Ich werde mich jetzt umziehen und dann komm ich wieder runter.“, damit verschwand ich nach oben in mein Zimmer.
Ich schloss gerade die letzten Knöpfe meines Hemdes, als ich von draußen ein Motorengeräusch hörte.
„Edward nun komm schon, sie ist in sieben Minuten daaaa!“, quietschte Alice bevor sie, wieder mal ohne anzuklopfen, in mein Zimmer gestürzt kam. Wie machte sie das nur, wie konnte sie immer so aufgedreht sein? Tabletten oder Alkohol konnte wohl kaum etwas bei ihr bewirken.
Kopfschüttelnd verließ ich mit meiner kleinen, aufgedrehten Schwester das Zimmer und wir gingen nach draußen, um auf unsere Besucherin zu warten.
Fünf Minuten später sahen wir schon den schwarzen Transporter um die Ecke fahren. Er kam direkt vor uns zum Stehen. In diesem Moment stießen auch Emmett, Rosalie und Jasper zu uns. Gespannt warteten alle darauf dass die beiden aus dem Wagen stiegen. Auf der Fahrerseite kletterte ein älterer Mann mit schwarzen, kurzen Haaren aus dem Gefährt. Er war nicht besonders muskulös und schien auch nicht irgendwelche anderen körperlichen Fähigkeiten zu besitzen. Auch sein Gesicht zeigte alles andere als Freundlichkeit. Er wirkte genervt und völlig fehl am Platz. Carlisle machte als erster einen Schritt auf den Mann zu.
„Guten Tag Mr. Swan. Es freut mich sehr sie auf unserem Hof begrüßen zu dürfen.“
Mr. Swan also. Der Name passte so gar nicht zu diesem Kerl.
„Ja, Tag“, war seine unfreundliche Begrüßung. „Das ist meine Tochter Isabella.“
Er deutete auf das Mädchen, welches sich gerade umständlich aus dem Transporter quälte.
Sie kam mit einem Lächeln um den Wagen herum, um sich uns vorzustellen, doch das Lächeln erreichte ihre Augen nicht.
*Ob das heute noch was wird. Meine Güte ich will endlich aus diesem Drecksloch raus.*
Finster schaute ich zu Mr. Swan, der sich etwas Schlamm von den Schuhen schüttelte. Er war mir zutiefst unsympathisch.
Doch meine Aufmerksamkeit wurde jetzt zu diesem außerordentlich hübschen Mädchen gezogen. Sie hatte schokobraune, leicht lockige Haare, die sich sanft um ihr makelloses, blasses Gesicht schmiegten. Ihr Körper war für menschliche Verhältnisse einfach perfekt, flacher Bauch, schlanke, lange Beine und das bei einer Größe von 1,60m. Aber am meisten faszinierten mich ihre Augen. Genauso braun wie ihre Haare und so tief als könne man nie den Grund erreichen. Irgendwo hatte ich sie schon mal gesehen, sie kam mir sehr bekannt vor.
„Hi, ich bin Isabella, aber bitte sagt doch Bella zu mir.“, stellte sie sich nun selber noch mal vor.
Bella, Bella Swan. Zu ihr passte der Name schon deutlich besser.
Bella reichte jedem von uns die Hand. Was mich wunderte war, dass sie nicht wegen unserer ungewöhnlich kalten Haut zurück schreckte. Ich versuchte ihre Reaktion aus ihren Gedanken zu lesen, aber da war nur Stille. Verdutzt starrte ich sie an und konzentrierte mich. Ich hatte sonst eher Schwierigkeiten jemanden nicht hören zu müssen, aber so was war mir noch nie passiert. Ich würde Carlisle bei Gelegenheit mal fragen müssen.
Nachdem wir uns alle vorgestellt hatten, öffnete Mr. Swan die Transportklappe. Bella schlüpfte zur Seitentür hinein.
„Also was haltet ihr von ihr?“, fragte ich in die Runde, während die beiden mit dem Abladen von Bellas Pferd beschäftigt waren.
„Also ich finde sie bezaubernd.“, meinte Esme. Typisch Mom, sie liebte alles und jeden ohne Vorbehalte.
„Ich denke sie wird sich schnell einleben können bei uns.“, kam es von Dad.
Jasper und Rosalie sahen skeptisch aus.
Emmett grinste wie immer vor sich hin und Alice, sie war wie immer.
„Bella und ich werden tolle Freundinnen werden.“ Alice strahlte richtig. Alle sahen sehr glücklich aus, ich fand die Idee einen Menschen im Stall, im Team zu haben immer noch nicht berauschend. Aber wenn ich Bella so sah, war es vielleicht doch nicht so schlecht, obwohl sie nicht wirklich so aussah, als würde sie auf einen Reiterhof gehören. Emmett und Jasper schlossen jetzt schon Wetten ab wie viele braune Flecken sie nachher auf ihrer weißen Stoffhose oder dem grauweißem Seidentop haben würde. Die zwei waren unverbesserlich.
Plötzlich war lautes Gepolter aus dem Inneren des Transporters zu hören. Sofort stürzte ich zur Seitentür. Das riesige, dunkelbraune Pferd stieg immer wieder in die Höhe und schlug mit den Vorderhufen nach vorne aus, gefährlich nahe an Bellas Kopf. Mit einer schnellen, für Menschen nicht sichtbaren, Bewegung zog ich sie aus dem Transporter direkt in meine Arme. Erschrocken schrie sie auf und klammerte sich an meinem Hemd fest.
Zum ersten Mal nahm ich richtig ihren Geruch in mir auf. Innerhalb einer Viertelsekunde spannten sich sämtliche Muskeln an. Ich presste meine Zähne schmerzhaft aufeinander und versuchte das Gift runter zu schlucken. Meine Kehle stand in Flammen, das Monster in mir hatte plötzlich den starken Drang die Oberhand zu übernehmen.
*Edward, lass sie los!*, Carlisle stand auf einmal hinter mir und hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt. Ich löste langsam meine Arme von ihrer Taille.
„Alles in Ordnung, Bella?“, fragte ich sie besorgt, als ich das Monster in mir wieder gebändigt hatte.
Sie schaute mich mit großen Augen an, hatte sie etwa was gemerkt? Nein unmöglich. Dennoch erwachte sie nicht aus ihrer Starre und hielt ihre unergründlichen Augen skeptisch auf mich gerichtet.
„Bella. Geht’s dir gut? Hast du dich verletzt?“, fragte ich sie noch einmal. Und endlich war sie wieder in dieser Welt.
„Ähm, ja sicher, alles gut! Aber wie… wie konntest du… so schnell bei mir sein? Ich meine du warst auf der anderen Seite… des Transporters.“, stotterte sie sich zusammen.
„Du musst dich da getäuscht haben, lass uns lieber nach deinem Pferd sehen, am besten Jasper führt es heraus, er kann gut mit störrischen Tieren umgehen.“, erwiderte ich um abzulenken. Ich hoffte inständig dass sie nicht weiter nachfragte.
„HEY, mein Pferd… meine Eclipse ist alles, aber nicht störrisch, sie ist das beste was mir jemals passiert ist. Also wag es ja nicht sie noch mal so zu nennen. IST DAS KLAR!?“, fuhr sie mich ganz unvorbereitet an. Oho, ich sollte mich vielleicht nicht gleich am ersten Tag bei ihr unbeliebt machen. Sie sollte nichts Schlechtes von mir denken. Aber normalerweise war es ja auch ein leichtes für mich Menschen zu durchschauen, doch bei ihr war immer noch diese Stille, es machte mich wahnsinnig.
*Was bildet sich dieser Kerl eigentlich ein, wie kann er es wagen meiner süßen Maus so etwas an den Kopf zu werfen. Das ist doch… unglaublich. Wie kann er sich ein Urteil über sie bilden, er kennt weder Eclipse noch mich!*
Erschrocken drehte ich mich zu ihr um. Das hatte sie doch nicht laut gesagt. Nein ich war mir sicher dass sie es gedacht haben muss. Also stimmte doch alles, ich konnte Bella hören. Erleichtert seufzte ich auf. Nachdem das Problem dann beseitigt war, konnten wir Bellas Pferd ausladen. Schließlich warteten alle immer noch darauf.
Jasper war nun in das Innere gestiegen und versuchte mit seiner Gabe Bellas Pferd etwas zu beruhigen. Nach nur wenigen Minuten konnten wir die Stute nach draußen schaffen. Bella hatte sich nun wieder beruhigt und nahm Jazz den Führstrick aus der Hand.
„Danke für deine Hilfe Jasper.“, schüchtern lächelte sie ihn an und wurde leicht rot im Gesicht. Warum reagierte sie so auf ihn? Mir hatte sie nicht gedankt, als ich sie aus dem Wagen gerettet hatte, aber bei Jazz wurde sie verlegen und dankte ihm dafür dass er nur ihr Pferd aus dem Anhänger geführt hatte.
Aber warum ärgerte mich das jetzt?
*Wow, ihr Pferd ist spitze*, dachte Emmett.
*Schick, schick*, war das einzige was von Carlisle kam.
Esme war da schon kreativer. „Bella, dein Pferd ist wunderschön“, sagte Mom liebevoll wie immer. „Eine Stute, richtig? Wie alt ist sie?“, fragte sie weiter.
„Ja, das ist Eclipse, sie ist eine Hannoveranerstute und 7 Jahre alt.“ Man konnte den Stolz in Bellas Stimme förmlich hören, bei dem Klang konnte ich mich gar nicht mehr ärgern.
*Pah, wie will die mit New Moon mithalten können in der Mannschaft, sie ist doch bloß ein schwacher Mensch mit einem untrainierten, klapprigen Gaul. Ach ja mein süßer Moony, er bräuchte mal wieder einen schönen Beautytag, genau wie…* Ein leises, aber bedrohliches Knurren stieg in meiner Brust empor. Wie konnte diese blonde Diva es wagen so über Bella und ihr Pferd auch nur zu denken.
„Wird das heute noch was, es ist schon spät und ich wollte heute noch nach Hause“, *…und aus dieser Schlammgrube raus.*
Ach ja, der war ja auch noch da.
„Dad!“, flehte Bella ihren Vater an. „Tut mir Leid, es dauert nicht mehr lange. Setz dich doch schon in den Wagen ich bring Eclipse noch schnell in ihre Box und lade ihr Zeug aus.“ Bella wurde mit jedem Wort immer leiser und kleiner in der Gegenwart ihres Vaters.
„Ja ja, schon gut, aber mach hin.“, grummelte Mr. Swan und stieg ins Auto.
Das war ja wohl die Höhe. Bella sollte alles alleine ausladen? Was war er denn für ein Vater. Carlisle schickte Alice und Jasper mit Bella und ihrem Pferd in den Stall. Rosalie war schon vor einiger Zeit davon stolziert, sie würde ihr Fett schon noch abbekommen, dafür würde ich höchstpersönlich sorgen. Zusammen mit Esme und Carlisle schaffte ich die Ausrüstung von Bella und Eclipse in die Sattelkammer. Gut dass wir soviel Platz hatten, Bella besaß nicht gerade wenige Sachen. Schnell war alles verstaut, meine Eltern zogen sich ins Haus zurück und ich wollte zu Bella. Irgendwas an ihr verwirrte mich. Nachdem ihre Wut auf mich verflogen war, verschlossen sich auch ihre Gedanken wieder vor mir. Ich betrat den Privatstall und lief die Gasse entlang zu der Box von Bellas Pferd. Ich hatte sie heute persönlich vorbereitet und mit extra viel Stroh ausgelegt. An der Box davor blieb ich stehen. Hier war mein Twilight untergebracht, sanft strich ich ihm über die Nüstern und er blies leise hinein. Mit einem Lächeln wand ich mich von ihm ab und lehnte mich über Eclipses Boxentür. Aufgeregt schnaubend lief das Tier darin herum und Bella hatte sichtlich Mühe sie unter Kontrolle zu bekommen. Ich sah mich um, aber von Alice und Jasper war keine Spur, also wirkte auch seine Gabe nicht mehr.
„Hey, alles klar. Brauchst du Hilfe?“, fragte ich Bella. Erschrocken drehte sie sich um.
„Ähm… ja. Ich weiß nicht was ich mit ihr anstellen soll, Charlie, mein Dad, wartet schon und wird sicher sauer sein, aber ich kann Eclipse in diesem Zustand nicht alleine lassen. Würdest du noch eine Weile nach ihr sehen?“, gab sie etwas gehetzt zurück. Sie tat mir wirklich leid, so einen Vater wünschte ich keinem.
„Na sicher, ich kümmere mich um sie, geh nur, nicht dass du Ärger bekommst.“
„Danke, du bist der Beste.“
Sie verabschiedete sich noch ausgiebig von ihrem Pferd und auch ich bekam einen kleinen Kuss auf die Wange. Dann lief sie aus dem Stall und keine fünf Sekunden später wurde der Motor zum Röhren gebracht und sie fuhren vom Hof.
Leicht benommen legte ich eine Hand auf die Stelle an der Bella mich geküsst hatte. Ihre warmen Lippen brannten immer noch auf meiner Wange. Auch das Brennen in meiner Kehle konnte ich nur mühsam unterdrücken. Na das würde ja noch lustig werden mit uns beiden.
Bella POV
Ich hatte gerade mal einen Schritt auf den ebenen Boden des Stalles gesetzt, da blieb ich auch schon wieder stehen. Er war einfach gigantisch und sehr modern. Hinter diesen alten Mauern hätte ich nie im Leben einen so fantastischen Stall erwartet. Allein das Dach überwältigte mich schon, es war komplett aus Glas und nur von wenigen, dünnen Balken durchzogen. Eclipse stupste mich von hinten an, sie wollte sicher auch endlich in ihr neues Zuhause einziehen. Ich führte sie zu der Box an der schon Jasper und Alice auf mich warteten. Auch die Box war riesengroß, hier würden locker zwei Pferde bequem Platz finden. Ich führte meine Stute hinein und löste den Führstrick, sie sollte ihr Heim erstmal selber erkunden und Zeit haben sich einzugewöhnen.
„Hey Bella, wir sind dann mal weg, kommst du klar? Edward wird sicher noch mal vorbei kommen gleich.“, fragte Alice mich.
„Na sicher geht ruhig und danke.“, antwortete ich lächelnd. Und schon waren die beiden verschwunden. Keine zwei Sekunden später fing Eclipse auf einmal nervös an zu wiehern. Sie versteifte sich und lief schnaufend durch die Box.
„Was ist denn mit dir meine Süße, es ist doch alles gut.“, versuchte ich sie zu beruhigen. Aber sie ließ mich nicht an sich heran. Was war bloß mit ihr los, noch vor einer Minute hatte sie entspannt ihre Box erkundet. Musste sie ausgerechnet jetzt so rumzicken? Dad würde nur noch böser werden, er hasste es mich durch die Gegend kutschieren zu müssen und noch weniger mochte er meine Leidenschaft für Pferde.
Ich bekam das Halfter zu greifen und versuchte sie durch ein paar Streicheleinheiten zu beruhigen, aber sie wurde immer nervöser. Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch, erschrocken drehte ich mich um. Es war Edward, er stand an der Boxtür.
„Hey, alles klar. Brauchst du Hilfe?“, fragte er mit besorgtem Unterton in der Stimme.
„Ähm… ja. Ich weiß nicht was ich mit ihr anstellen soll, Charlie, mein Dad, wartet schon und wird sicher sauer sein, aber ich kann Eclipse in diesem Zustand nicht alleine lassen. Würdest du noch eine Weile nach ihr sehen?“, bat ich ihn. Ich hoffte inständig dass Charlie noch nicht zu aufgebracht war.
„Na sicher, ich kümmere mich um sie, geh nur, nicht dass du Ärger bekommst.“
„Danke, du bist der Beste.“
Ich verabschiedete mich von meiner aufgebrachten Stute und verließ die Box.
Sie rannte immer noch im Kreis, aber ich konnte jetzt nicht mehr bleiben, also drehte ich mich weg, gab Edward noch einen Wangenkuss zum Dank und eilte nach draußen, wo mein Dad ungeduldig auf mich wartete.
Na super, sein wutverzerrtes Gesicht sprach Bände, gleich konnte ich mir wieder was anhören.
Flink stieg ich in den Transporter, schnallte mich an und blickte schüchtern zu Charlie.
„Ach wird das heute etwa doch noch was?“, blaffte er mich an. „Isabella ich hatte dir gesagt du sollst dich beeilen und was machst du, du schmust noch stundenlang mit deinem Gaul.“
„Entschuldige Dad, sie war so aufgeregt und…“, weiter kam ich nicht.
„Das ist keine Ausrede, wenn ich sage ich habe es eilig, dann hast du dich auch danach zu richten! Haben wir uns verstanden, junges Fräulein? Solange du unter meinem Dach lebst, hältst du dich auch an meine Regeln!“, wetterte er weiter.
Kleinlaut gab ich noch eine halbherzige Entschuldigung zum Besten. Endlich startet Charlie den Motor und wir fuhren nach Hause. Der Weg war nicht sonderlich lang, ich würde mit dem Fahrrad keine 5 Minuten brauchen.
Als wir an unserer Villa ankamen, stieg ich sofort aus und rannte die Treppen rauf zu meinem Zimmer. Ich schloss hinter mir die Tür und lehnte mich dagegen.
Mein Blick ließ ich durch mein neues Reich schweifen und blieb dann bei meinem Schreibtisch hängen. Dort stand der Silberrahmen mit dem Bild von Eclipse. Ich stieß mich mit dem Rücken von der Tür ab und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl. Nachdenklich betrachtete ich es. Mir fiel das Turnier in Calgary wieder ein. Ich hatte mich auf dem Hof der Cullens die ganze Zeit gefragt, woher ich Edwards Gesicht kannte, auch seine Stimme war mir nicht neu. Jetzt wusste ich es wieder. Vor zwei Jahren war er der Junge gewesen mit dem ich zusammen gestoßen war. Er war es auch, der mir geholfen hatte in meiner Prüfung doch noch den dritten Platz zu belegen. Es klang jetzt vielleicht naiv aber er hat mir wirklich geholfen. Ich erinnerte mich daran als wäre es gestern gewesen.
----Flashback----
Da war es, das Startsignal. Ich nahm die Zügel noch ein wenig auf und ließ Eclipse angaloppieren. Vor meinem inneren Auge lief noch einmal der Parcoursplan vorbei und dann und steuerte ich das erste Hindernis an, ein Oxer mit blauweißen Stangen. Flüssig und mit gespitzten Ohren überflogen wir auch die nächsten Hindernisse. Von uns lag nun die dreifache Kombination. Ein Oxer als ein Einsprung, dann ein Doppelrick und zum Schluss noch eine etwas weitere Distanz auf einen Steilsprung, welcher ziemlich hoch war. Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit, ich hatte Kombinationen nie viel geübt und dreifache noch seltener, ich bekam es mit der Angst zu tun. Mein Blick lag schon auf dem letzten Hindernis, der Steilsprung war sehr hoch, er wirkte vom Boden schon viel größer als alle anderen. Mit jedem Galoppsprung kamen wir näher und meine Aufregung übertrug sich langsam aber sicher auf Eclipse. Sie verlor ihren gleichmäßigen Takt und warf den Kopf nach oben, so dass ich für kurze Zeit die Kontrolle über ihre Anlehnung verlor. Ich versuchte krampfhaft vor der Kombi die Schritte zu verkürzen, aber es war zu spät, viel zu früh sprang sie ab und die hintere Stange des Oxers fiel. Um die beiden anderen Sprünge heil zu überwinden, gab ich ihr einen Klaps mit der Gerte und schloss meine Unterschenkel fest um ihren Bauch. Diese Manöver brachte uns sicher über den mittleren Sprung, leider waren wir jetzt viel zu nah am Aussprung. Wenn ich sie jetzt einfach laufen ließ, würden wir ins Hindernis laufen. Wenn ich sie antreiben würde, könnte sie abspringen aber die Höhe nicht schaffen. Ich hatte einfach keine Zeit mehr, wie sollte ich mich entscheiden?
Plötzlich schoss mir ein Bild durch den Kopf, ein Junge mit bronzenen Haaren, blassen Gesicht und strahlenden, goldenen Augen. Und dann war alles völlig klar. Ich zupfte leicht am linken Zügel und zum Glück reagierte meine Stute schnell. Kräftig sprang sie ab und wir segelten über den Sprung. Ein Klappern war zu hören, Eclipse hatte die Stange mit ihren Hufen berührt und nun rollte sie in der Auflage hin und her, bevor sie sich entschloss… oben zu bleiben. Erleichtert atmete ich auf und tätschelte den Hals meiner Maus kurz. Der Parcours war noch nicht beendet, ein letzter Sprung stand noch aus. Wenn jetzt nichts mehr passierte, hatte ich noch gute Chancen auf eine Platzierung. Alles blieb liegen. Das hieß für mich vier Strafpunkte in einer Zeit von 43,87 Sekunden, der dritte Platz bisher und drei Starter kamen noch. Nachdem alle den Parcours mehr oder weniger erfolgreich überwunden hatten, war es offiziell. Ich hatte meine erste Platzierung in der Tasche, der dritte Platz war mein und meine Freude war unermesslich. Strahlend saß ich bei der Siegerehrung auf meiner Eclipse und klopfte ihr immer wieder lobend den Hals. Mit der Bronzeschleife verließ ich das Turniergelände in Richtung der Transporter. Hier würde mein Dad auf mich warten. Ich sprang aus dem Sattel und fiel meiner Lieblingsstute um den Hals.
„Na da ist aber einer glücklich.“, flüsterte mir jemand ins Ohr. Erschrocken drehte ich mich um und da war er wieder, mit ihm ein blonder Junge, der mich leicht anlächelte.
„Glückwunsch zum dritten Platz, ich habe deinen Ritt verfolgt. Du hast richtig professionell reagiert in der Kombination, das hätte nicht jeder so gekonnt.“
„Ja… danke.“, war das einzige, was ich schüchtern hervor brachte. „Aber sei mir nicht böse ich muss los, mein Vater wird sonst böse, er wartet nicht gerne. Vielleicht sieht man sich ja noch mal.“ Mit diesen Worten führte ich meine Stute an ihm und seinem Begleiter vorbei.
----Flashback Ende----
Ich stellte den Bilderrahmen wieder auf den Schreibtisch. Neben dem Tisch stand noch meine Kiste mit meinen Schätzen, ganz oben auf lagen sämtliche Schleifen, die ich jemals gewonnen hatte. Ich zog die Bronzeschleife heraus und strich sie glatt. Lächelnd betrachtete ich sie und befestigte sie dann über dem Schreibtisch an der Wand. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es langsam Zeit fürs Bett war. Ich huschte noch schnell ins Bad, duschte, putzte meine Zähne und zog mein Nachthemd an. Als ich mich gemütlich in mein Bett gekuschelt hatte, ließ ich den Tag noch mal Revue passieren. Die lange Fahrt nach Forks, der erste Blick ins Haus, der neue Stall für Eclipse und das Kennen lernen mit den Cullens. Meine Gedanken blieben bei dieser Familie hängen, ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus, vielleicht würde es hier doch nicht so schlecht werden, wie zuerst vermutet.
Ich schloss meine Augen, nun war ich also da, angekommen in einer neuen Welt.
Bellas Outfit
Eclipse
(Bilder by http://slawik.com/
Die Pferdebilder gehören Christiane Slawik!
http://www.slawik.com/)
2. Kapitel Das Licht in meiner Hölle
Bella POV
Wütend… ja, ich war sehr wütend.
Ich hasste es und wie ich es hasste.
Umzüge. Sie waren das Schlimmste in meinem ach so perfekten Leben.
Doch was sollte ich dagegen unternehmen, ich war vor einem Monat, im September, erst 17 geworden. Das hieß ich musste wohl oder übel immer wieder mit meinen Eltern mitziehen. Ein Jahr noch, noch ein verdammtes Jahr, dann wäre ich frei.
Im Moment saß ich noch in meinem Zimmer vor leeren Umzugskisten und musste mich entscheiden, was mit in die Hölle Forks kommen sollte. Das wirklich wichtige konnte ich nicht in Kisten verpacken, aber es würde mitkommen, egal wohin ich ginge. Meine süße Eclipse, auch ihr machten diese ständigen Ortswechsel zu schaffen.
„Isabella, hast du jetzt endlich angefangen deinen Kram einzupacken?“, fragte meine Mom, nachdem sie, mal wieder ohne anzuklopfen, in mein Zimmer gepoltert kam.
„Ich mach es gleich.“, antwortete ich ihr genervt und erhob mich langsam von meinem Bett. Meine Mutter ließ mich wieder alleine und nur Sekunden später hörte ich sie schon wieder in der Küche rumwerkeln. Ich ging quer durchs Zimmer auf mein Bücherregal zu und ließ meinen Blick über die vielen verschiedenen Bücherrücken gleiten, ich liebte das Lesen, besonders hing ich an ‚Sturmhöhe’ es war mein absoluter Lieblingsroman, danach folgten noch unzählige weitere.
Ich wusste jetzt schon, dass ich nach der Highschool Literatur studieren würde, das war mein ganz persönlicher Traum. Wären da nicht meine Eltern.
Mein Blick blieb bei einem kunstvoll verzierten Bilderrahmen hängen.
Er zeigte meine wundervolle Stute Eclipse. Ihr ebenholzfarbenes Fell schimmerte in der Sonne und neugierig schaute sie in die Kamera. Das Bild wurde kurz nach ihrem Kauf aufgenommen. Wir hatten sie gerade mal drei Wochen im Stall, doch man merkte schon vom ersten Moment an unsere Verbundenheit. Es war wie Liebe auf den ersten Blick.
Sachte fuhr ich über den Silberrahmen und nahm ihn dann in die Hand. Ich schloss meine Augen und dachte einen Moment nach.
Es war vor knapp zwei Jahren, das Spruce Meadow in Calgary. Damals wohnten wir noch in einem kleinen Vorort namens Delacour in Kanada. Ich hatte Eclipse erst 4 Monate, doch wir passten zusammen wie Schlüssel und Schloss, wir waren ein Herz und eine Seele.
-----Flachback-----
„Nun fahr schon schneller.“, bat ich meinen Dad. Wir waren gerade auf dem Weg zum großen Turnier von Calgary, dem Spruce Meadow.
„Ich fahre schon so schnell wie erlaubt.“, gab mein Vater leicht gereizt zurück. Was mussten wir auch so spät losfahren? Mein Gott, ich war mächtig nervös, es würde das erste Turnier mit Eclipse sein.
Ein leichtes Springen wollte ich mit ihr reiten.
Eigentlich stand in der Anzeige, sie hätte eine Dressurbegabung, aber schnell bemerkte ich ihre Begeisterung beim Springen und baute mir eines Nachmittags ein paar niedrige Hindernisse auf.
Danach folgten unzählige Trainingsstunden und heute war unsere erste Prüfung.
Das Spruce Meadow zählte zu den höchstdotierten Springprüfungen in ganz Kanada und ich wäre ein Teil davon… na ja ein sehr kleiner Teil, da ich ja nur an den Randprüfungen für junge Reiter teilnahm.
Keine 15 Minuten später lenkte Charlie unseren Transporter auf den Parkplatz und noch bevor er den Motor aus hatte, war ich aus dem Wagen gesprungen. Vorsichtig öffnete ich die Seitenklappe und schlüpfte ins Innere.
„Hallo meine Süße, na hast du die Fahrt gut überstanden?“, begrüßte ich meine Rappstute. Sie stand ganz still und kaute an ihrem Heunetz herum.
Ich löste vorsichtig ihren Führstrick, Charlie hatte schon die Rampe heruntergelassen und ich konnte Eclipse rückwärts aus dem Gefährt führen. Langsam und vorsichtig stapfte sie hinaus in die Freiheit und blähte aufgeregt ihre Nüstern, sah sich die neue Umgebung ganz genau an.
Ich führte sie ein wenig auf der großen Wiese herum, damit sie sich an die Turnieratmosphäre gewöhnte. Schnell wurde sie ruhiger und begann ab und zu ein paar Grasbüschel aufzuschnappen, ein gutes Zeichen.
„Isabella du musst langsam zur Meldestelle und dich einschreiben.“, merkte mein Vater an.
„Bin schon auf dem Weg“, gab ich zurück und drückte ihm die Zügel in die Hand.
Schnell lief ich rüber auf die andere Seite des Turnierplatzes, wo sich die Meldestelle befand.
Ich gab meine Daten durch und nach einer kurzen Überprüfung der Anmeldeformulare wurde mir meine Startberechtigung und die Startnummer ausgehändigt. Ich war in meiner Prüfung die 12. Starterin von insgesamt 15. Der erste Starter musste um 15:30 Uhr in den Parcours. Das hieß ich würde relativ viel Zeit haben.
Auf dem Rückweg studierte ich schon mal die Parcoursskizze, damit konnte man nie früh genug anfangen. Ich sah kurz auf um zu sehen wo ich lang lief, doch da war es schon zu spät.
Frontal prallte ich mit einem jungen Mann zusammen. Bevor ich auf dem Boden aufkam, hielten mich zwei starke Arme fest.
Als ich aufblickte und ihn schon anblaffen wollte, blieb mir der Atem weg und die Worte im Halse stecken. Vor mir stand ein unbeschreiblich schöner und umwerfender Junge. Es musste echt dämlich aussehen, so wie ich ihn anstarrte, aber mein Körper wollte mir nicht mehr gehorchen und ich konnte ihn nur noch anstarren.
Seine breiten Schultern, sein markantes Kinn, seine hohen Wangenknochen, sein bronzefarbenes, wirres Haar, aber am meisten gefangen hielten mich seine Augen. Sie war wie flüssiges Gold und wenn ich ihn noch länger angesehen hätte, wäre ich noch tiefer in ihnen versunken. Ich riss mich von seinen Augen los.
„Tschuldigung“, nuschelte ich und wurde prompt knallrot.
„Kein Problem, ich hab schließlich auch nicht aufgepasst, entschuldige bitte.“
Oh Gott seine Stimme, sie klang wie von Samt umhüllt, einfach nur bezaubernd.
„Ist mit dir alles in Ordnung? Kann ich dich irgendwohin begleiten?“, fragte er mich mit seiner unbeschreiblich weichen Stimme.
„Ähm… ja… nein danke, ich komm schon zurecht.“, kam es stotternd von mir. Kopfschüttelnd drehte er sich um und ging von dannen.
„Ok, vielleicht sieht man sich ja noch mal, bis dann.“, gab er noch über seine Schulter zurück.
Immer noch leicht benommen lief ich zurück zu meinen Dad und Eclipse. Er schien meinen Stimmungswechsel nicht zu bemerken. Ich nahm ihm Eclipse wieder aus der Hand und lief weiter kreuz und quer über die Wiese.
Eine Stunde später begann ich mit der Putzprozedur für meine Stute. Da ich nicht viel zu putzen hatte, war ich schnell fertig. Noch Sattel und Trense drauf und schon war mein kleines Mädchen fertig für ihren großen Auftritt. Ich ritt im Schritt zum Abreiteplatz und drehte dort meine Runden um Eclipse aufzuwärmen.
‚Unsere nächste Starterin ist die Nummer 12, Isabella Marie Swan mit ihrer Hannoveranerstute Eclipse. Start frei.’ Mit dieser Ansage ritt ich in den Parcours ein. Mein Herzschlag wurde gleich noch einen Ticken schneller. Ich ließ meinen Blick kurz zu den Tribünen gleiten, man waren das viele Zuschauer. Nur einer fehlte, mein Dad. Er hatte mich lediglich herchauffiert und würde mich auch wieder abholen, aber zum Zuschauen blieb nie einer meiner Eltern.
Ich wand meinen enttäuschten Blick von den Zuschauerreihen und versuchte mich auf die Hindernisreihenfolge zu konzentrieren. Die Startglocke erklang und ich galoppierte auf das erste Hindernis zu…
-----Flashback Ende-----
Lächelnd löste ich meinen Blick von dem Bild und legte es in die Kiste mit meinen persönlichen Schätzen. Während ich in Erinnerungen schwelgte, hatten sich die Kisten wie von selbst gepackt und nur noch ein paar einzelne Dinge lagen auf meinem Bett verstreut.
Eine Stunde später waren meine Eltern und ich schon auf dem Weg in die Hölle, meine Hölle... Forks. Eine Handvoll Einwohner, bestimmt total spießig und engstirnig, eine Menge Grün und das schlechteste Wetter in ganz Amerika erwartete mich dort. Zudem musste ich noch die fünfstündige Fahrt überstehen. Genauso wie Eclipse, obwohl ihr das weniger ausmachte als mir.
Ein guter Zeitvertreib für mich war das Lesen, bis zu dem Zeitpunkt an dem mir immer schlecht werden würde, wenn ich im Auto saß. Danach stöpselte ich mir meinen iPod in die Ohren und schloss die Augen in der Hoffnung den Rest der Fahrt zu verschlafen.
Als ich wieder aufwachte, lenkte mein Vater seine Limousine eine lange Kieselsteinauffahrt hinauf. Na toll, wieder so eine protzige Villa. Hätte ein ganz normales Einfamilienhaus es nicht auch getan?
Warum brauchte eine dreiköpfige Familie eine Villa mit 5 Schlafzimmern, 2 Gästezimmern, 4 Bädern, einer überdimensionalen Wohnküche, einem Ruhe- und Leseraum, einem Fitnessraum und, ihr werdet es nicht glauben, einem Innenswimmingpool?! Ein gutes hatte es, man konnte sich super aus dem Weg gehen.
Als Charlie den Motor ausschaltete, war ich schon aus dem Wagen geschlüpft und ging nach hinten zum Kofferraum. Den Koffer mit meinen persönlichen Sachen hatten wir im Auto mitgenommen, wie auch zwei mit einigen Klamotten und Bettwäsche für die ersten Tage.
Der Lkw würde erst in zwei Tagen kommen und bis dahin mussten wir halt wie Nomaden hausen.
Ich schnappte mir meinen Koffer und betrat das gigantische Haus. Ehrfürchtig blieb ich in der Eingangshalle stehen. Pompös, ja das war es und so gar nichts für mich. Ich verdrehte genervt meine Augen und lief seufzend die Treppen in den zweiten Stock zu meinem Zimmer hoch.
Vor der aufwendig verzierten Holztür blieb ich stehen, atmete noch einmal tief durch und stieß mit dem Fuß die Tür auf. Einen Moment verweilte ich im Türrahmen und versuchte das weitläufige Zimmer zu überblicken.
Mir gegenüber war statt einer Wand eine riesige Fensterfront, von der man einen wunderschönen Ausblick über die Koppeln des Nachbargrundstückes hatte. Dort würde ich gleich auch meine Eclipse hinbringen.
Doch erst einmal wollte ich mein Zimmer erkunden. Es waren noch nicht viele Möbel vorhanden, die würden ja erst übermorgen hier eintreffen. Lediglich eine Matratze, eine kleine Kommode und einen Schreibtisch gab es hier.
Ich ließ mich auf das provisorische Bett nieder und öffnete meinen Koffer, ganz oben auf lag der feine Silberrahmen. Ich nahm ihn in die Hand und strich sacht über das kalte Metall. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Sie war mein Leben.
Ich stellte das Bild auf den Schreibtisch direkt neben meinen Laptop, welchen mein Vater mir gerade installierte.
„Danke Dad. Können wir dann gleich los?“, fragte ich „Ich möchte gerne mein Pferd in den neuen Stall bringen.“
„Ja sicher, komm einfach runter wenn du hier fertig bist.“
Wenige Minuten später verließ ich meine neue Zelle und lief die Treppe herunter, ein Wunder dass ich nicht gestolpert war, aber die Stufen waren ja breit genug.
Ich rannte schnurstracks aus der Haustür auf meine Stute zu. Sie blickte mir schon freudig entgegen. Als ich bei ihr ankam, begrüßte sie mich mit ihrem wunderschönen, hellen Wiehern.
„Ich bin ja da, meine Süße, gleich gehen wir zu deinem neuen Zuhause.“, flüsterte ich ihr zu. Sanft stupste sie mich mit ihrem weichen Maul an. Sie wusste immer wie mir zu Mute war und auch sie war es, die mich immer wieder aufmuntern konnte.
Sie war das einzige Licht in meiner Hölle.
Wütend… ja, ich war sehr wütend.
Ich hasste es und wie ich es hasste.
Umzüge. Sie waren das Schlimmste in meinem ach so perfekten Leben.
Doch was sollte ich dagegen unternehmen, ich war vor einem Monat, im September, erst 17 geworden. Das hieß ich musste wohl oder übel immer wieder mit meinen Eltern mitziehen. Ein Jahr noch, noch ein verdammtes Jahr, dann wäre ich frei.
Im Moment saß ich noch in meinem Zimmer vor leeren Umzugskisten und musste mich entscheiden, was mit in die Hölle Forks kommen sollte. Das wirklich wichtige konnte ich nicht in Kisten verpacken, aber es würde mitkommen, egal wohin ich ginge. Meine süße Eclipse, auch ihr machten diese ständigen Ortswechsel zu schaffen.
„Isabella, hast du jetzt endlich angefangen deinen Kram einzupacken?“, fragte meine Mom, nachdem sie, mal wieder ohne anzuklopfen, in mein Zimmer gepoltert kam.
„Ich mach es gleich.“, antwortete ich ihr genervt und erhob mich langsam von meinem Bett. Meine Mutter ließ mich wieder alleine und nur Sekunden später hörte ich sie schon wieder in der Küche rumwerkeln. Ich ging quer durchs Zimmer auf mein Bücherregal zu und ließ meinen Blick über die vielen verschiedenen Bücherrücken gleiten, ich liebte das Lesen, besonders hing ich an ‚Sturmhöhe’ es war mein absoluter Lieblingsroman, danach folgten noch unzählige weitere.
Ich wusste jetzt schon, dass ich nach der Highschool Literatur studieren würde, das war mein ganz persönlicher Traum. Wären da nicht meine Eltern.
Mein Blick blieb bei einem kunstvoll verzierten Bilderrahmen hängen.
Er zeigte meine wundervolle Stute Eclipse. Ihr ebenholzfarbenes Fell schimmerte in der Sonne und neugierig schaute sie in die Kamera. Das Bild wurde kurz nach ihrem Kauf aufgenommen. Wir hatten sie gerade mal drei Wochen im Stall, doch man merkte schon vom ersten Moment an unsere Verbundenheit. Es war wie Liebe auf den ersten Blick.
Sachte fuhr ich über den Silberrahmen und nahm ihn dann in die Hand. Ich schloss meine Augen und dachte einen Moment nach.
Es war vor knapp zwei Jahren, das Spruce Meadow in Calgary. Damals wohnten wir noch in einem kleinen Vorort namens Delacour in Kanada. Ich hatte Eclipse erst 4 Monate, doch wir passten zusammen wie Schlüssel und Schloss, wir waren ein Herz und eine Seele.
-----Flachback-----
„Nun fahr schon schneller.“, bat ich meinen Dad. Wir waren gerade auf dem Weg zum großen Turnier von Calgary, dem Spruce Meadow.
„Ich fahre schon so schnell wie erlaubt.“, gab mein Vater leicht gereizt zurück. Was mussten wir auch so spät losfahren? Mein Gott, ich war mächtig nervös, es würde das erste Turnier mit Eclipse sein.
Ein leichtes Springen wollte ich mit ihr reiten.
Eigentlich stand in der Anzeige, sie hätte eine Dressurbegabung, aber schnell bemerkte ich ihre Begeisterung beim Springen und baute mir eines Nachmittags ein paar niedrige Hindernisse auf.
Danach folgten unzählige Trainingsstunden und heute war unsere erste Prüfung.
Das Spruce Meadow zählte zu den höchstdotierten Springprüfungen in ganz Kanada und ich wäre ein Teil davon… na ja ein sehr kleiner Teil, da ich ja nur an den Randprüfungen für junge Reiter teilnahm.
Keine 15 Minuten später lenkte Charlie unseren Transporter auf den Parkplatz und noch bevor er den Motor aus hatte, war ich aus dem Wagen gesprungen. Vorsichtig öffnete ich die Seitenklappe und schlüpfte ins Innere.
„Hallo meine Süße, na hast du die Fahrt gut überstanden?“, begrüßte ich meine Rappstute. Sie stand ganz still und kaute an ihrem Heunetz herum.
Ich löste vorsichtig ihren Führstrick, Charlie hatte schon die Rampe heruntergelassen und ich konnte Eclipse rückwärts aus dem Gefährt führen. Langsam und vorsichtig stapfte sie hinaus in die Freiheit und blähte aufgeregt ihre Nüstern, sah sich die neue Umgebung ganz genau an.
Ich führte sie ein wenig auf der großen Wiese herum, damit sie sich an die Turnieratmosphäre gewöhnte. Schnell wurde sie ruhiger und begann ab und zu ein paar Grasbüschel aufzuschnappen, ein gutes Zeichen.
„Isabella du musst langsam zur Meldestelle und dich einschreiben.“, merkte mein Vater an.
„Bin schon auf dem Weg“, gab ich zurück und drückte ihm die Zügel in die Hand.
Schnell lief ich rüber auf die andere Seite des Turnierplatzes, wo sich die Meldestelle befand.
Ich gab meine Daten durch und nach einer kurzen Überprüfung der Anmeldeformulare wurde mir meine Startberechtigung und die Startnummer ausgehändigt. Ich war in meiner Prüfung die 12. Starterin von insgesamt 15. Der erste Starter musste um 15:30 Uhr in den Parcours. Das hieß ich würde relativ viel Zeit haben.
Auf dem Rückweg studierte ich schon mal die Parcoursskizze, damit konnte man nie früh genug anfangen. Ich sah kurz auf um zu sehen wo ich lang lief, doch da war es schon zu spät.
Frontal prallte ich mit einem jungen Mann zusammen. Bevor ich auf dem Boden aufkam, hielten mich zwei starke Arme fest.
Als ich aufblickte und ihn schon anblaffen wollte, blieb mir der Atem weg und die Worte im Halse stecken. Vor mir stand ein unbeschreiblich schöner und umwerfender Junge. Es musste echt dämlich aussehen, so wie ich ihn anstarrte, aber mein Körper wollte mir nicht mehr gehorchen und ich konnte ihn nur noch anstarren.
Seine breiten Schultern, sein markantes Kinn, seine hohen Wangenknochen, sein bronzefarbenes, wirres Haar, aber am meisten gefangen hielten mich seine Augen. Sie war wie flüssiges Gold und wenn ich ihn noch länger angesehen hätte, wäre ich noch tiefer in ihnen versunken. Ich riss mich von seinen Augen los.
„Tschuldigung“, nuschelte ich und wurde prompt knallrot.
„Kein Problem, ich hab schließlich auch nicht aufgepasst, entschuldige bitte.“
Oh Gott seine Stimme, sie klang wie von Samt umhüllt, einfach nur bezaubernd.
„Ist mit dir alles in Ordnung? Kann ich dich irgendwohin begleiten?“, fragte er mich mit seiner unbeschreiblich weichen Stimme.
„Ähm… ja… nein danke, ich komm schon zurecht.“, kam es stotternd von mir. Kopfschüttelnd drehte er sich um und ging von dannen.
„Ok, vielleicht sieht man sich ja noch mal, bis dann.“, gab er noch über seine Schulter zurück.
Immer noch leicht benommen lief ich zurück zu meinen Dad und Eclipse. Er schien meinen Stimmungswechsel nicht zu bemerken. Ich nahm ihm Eclipse wieder aus der Hand und lief weiter kreuz und quer über die Wiese.
Eine Stunde später begann ich mit der Putzprozedur für meine Stute. Da ich nicht viel zu putzen hatte, war ich schnell fertig. Noch Sattel und Trense drauf und schon war mein kleines Mädchen fertig für ihren großen Auftritt. Ich ritt im Schritt zum Abreiteplatz und drehte dort meine Runden um Eclipse aufzuwärmen.
‚Unsere nächste Starterin ist die Nummer 12, Isabella Marie Swan mit ihrer Hannoveranerstute Eclipse. Start frei.’ Mit dieser Ansage ritt ich in den Parcours ein. Mein Herzschlag wurde gleich noch einen Ticken schneller. Ich ließ meinen Blick kurz zu den Tribünen gleiten, man waren das viele Zuschauer. Nur einer fehlte, mein Dad. Er hatte mich lediglich herchauffiert und würde mich auch wieder abholen, aber zum Zuschauen blieb nie einer meiner Eltern.
Ich wand meinen enttäuschten Blick von den Zuschauerreihen und versuchte mich auf die Hindernisreihenfolge zu konzentrieren. Die Startglocke erklang und ich galoppierte auf das erste Hindernis zu…
-----Flashback Ende-----
Lächelnd löste ich meinen Blick von dem Bild und legte es in die Kiste mit meinen persönlichen Schätzen. Während ich in Erinnerungen schwelgte, hatten sich die Kisten wie von selbst gepackt und nur noch ein paar einzelne Dinge lagen auf meinem Bett verstreut.
Eine Stunde später waren meine Eltern und ich schon auf dem Weg in die Hölle, meine Hölle... Forks. Eine Handvoll Einwohner, bestimmt total spießig und engstirnig, eine Menge Grün und das schlechteste Wetter in ganz Amerika erwartete mich dort. Zudem musste ich noch die fünfstündige Fahrt überstehen. Genauso wie Eclipse, obwohl ihr das weniger ausmachte als mir.
Ein guter Zeitvertreib für mich war das Lesen, bis zu dem Zeitpunkt an dem mir immer schlecht werden würde, wenn ich im Auto saß. Danach stöpselte ich mir meinen iPod in die Ohren und schloss die Augen in der Hoffnung den Rest der Fahrt zu verschlafen.
Als ich wieder aufwachte, lenkte mein Vater seine Limousine eine lange Kieselsteinauffahrt hinauf. Na toll, wieder so eine protzige Villa. Hätte ein ganz normales Einfamilienhaus es nicht auch getan?
Warum brauchte eine dreiköpfige Familie eine Villa mit 5 Schlafzimmern, 2 Gästezimmern, 4 Bädern, einer überdimensionalen Wohnküche, einem Ruhe- und Leseraum, einem Fitnessraum und, ihr werdet es nicht glauben, einem Innenswimmingpool?! Ein gutes hatte es, man konnte sich super aus dem Weg gehen.
Als Charlie den Motor ausschaltete, war ich schon aus dem Wagen geschlüpft und ging nach hinten zum Kofferraum. Den Koffer mit meinen persönlichen Sachen hatten wir im Auto mitgenommen, wie auch zwei mit einigen Klamotten und Bettwäsche für die ersten Tage.
Der Lkw würde erst in zwei Tagen kommen und bis dahin mussten wir halt wie Nomaden hausen.
Ich schnappte mir meinen Koffer und betrat das gigantische Haus. Ehrfürchtig blieb ich in der Eingangshalle stehen. Pompös, ja das war es und so gar nichts für mich. Ich verdrehte genervt meine Augen und lief seufzend die Treppen in den zweiten Stock zu meinem Zimmer hoch.
Vor der aufwendig verzierten Holztür blieb ich stehen, atmete noch einmal tief durch und stieß mit dem Fuß die Tür auf. Einen Moment verweilte ich im Türrahmen und versuchte das weitläufige Zimmer zu überblicken.
Mir gegenüber war statt einer Wand eine riesige Fensterfront, von der man einen wunderschönen Ausblick über die Koppeln des Nachbargrundstückes hatte. Dort würde ich gleich auch meine Eclipse hinbringen.
Doch erst einmal wollte ich mein Zimmer erkunden. Es waren noch nicht viele Möbel vorhanden, die würden ja erst übermorgen hier eintreffen. Lediglich eine Matratze, eine kleine Kommode und einen Schreibtisch gab es hier.
Ich ließ mich auf das provisorische Bett nieder und öffnete meinen Koffer, ganz oben auf lag der feine Silberrahmen. Ich nahm ihn in die Hand und strich sacht über das kalte Metall. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Sie war mein Leben.
Ich stellte das Bild auf den Schreibtisch direkt neben meinen Laptop, welchen mein Vater mir gerade installierte.
„Danke Dad. Können wir dann gleich los?“, fragte ich „Ich möchte gerne mein Pferd in den neuen Stall bringen.“
„Ja sicher, komm einfach runter wenn du hier fertig bist.“
Wenige Minuten später verließ ich meine neue Zelle und lief die Treppe herunter, ein Wunder dass ich nicht gestolpert war, aber die Stufen waren ja breit genug.
Ich rannte schnurstracks aus der Haustür auf meine Stute zu. Sie blickte mir schon freudig entgegen. Als ich bei ihr ankam, begrüßte sie mich mit ihrem wunderschönen, hellen Wiehern.
„Ich bin ja da, meine Süße, gleich gehen wir zu deinem neuen Zuhause.“, flüsterte ich ihr zu. Sanft stupste sie mich mit ihrem weichen Maul an. Sie wusste immer wie mir zu Mute war und auch sie war es, die mich immer wieder aufmuntern konnte.
Sie war das einzige Licht in meiner Hölle.
1. Kapitel Bye Bye Vielseitigkeit
Edward POV
*AHH, wer hat meine neuen, weißen Bandagen benutzt?*
Genervt verdrehte ich meine Augen, das war typisch Alice. Ständig hörte ich sie in Gedanken herumfluchen.
*Na warte Emmett Cullen, das wirst du noch büßen. Niemand, aber wirklich NIEMAND vergreift sich an meinen Sachen, ohne einfach so davon zu kommen!*
„EMMETT!!! Beweg sofort deinen Hintern hierher. Weglaufen bringt nichts, ich sehe es.“
Musste sie denn so schreien, reichte es nicht, dass sie mir ihre Gedanken schon immer entgegen schrie? Nein jetzt musste sie auch noch ihre quiekend hohe Stimme so benutzen, dass es einem das Trommelfell zerplatzen ließ.
Ja, ich konnte Gedankenlesen. Teilweise war es sehr praktisch, aber meist einfach nur nervtötend. Ich konnte nämlich von jedem die Gedanken lesen, vom jedem Menschen und von jedem meiner Art. In meiner Familie war es einzigartig, aber nicht ungewöhnlich und mittlerweile hatten sich alle daran gewöhnt selten mal Privatsphäre zu haben.
Ich war allerdings nicht der einzige mit solchen Fähigkeiten. Meine Schwester Alice hatte manchmal Visionen in denen sie die Zukunft von jemandem sah, der sich entschieden hatte einen bestimmten Weg zu gehen.
Dann war da noch mein Adoptivbruder Jasper. Er besaß die Gabe von Leuten in seiner näheren Umgebung die Stimmungen aufzugreifen und zu manipulieren. So konnte er einen Raum voller Menschen zu größter Euphorie bringen und nur in einem Bruchteil von einer Sekunde in tiefste Depressionen stürzen. Er spürte jede Stimmung in sich selbst und keiner konnte ihm in Sachen Gefühle etwas vormachen.
Wir drei waren mit unseren Gaben sozusagen die Freaks unter den Freaks.
Meine Familie war nicht wie jede, auch unter unseren Artgenossen waren wir etwas Besonderes. Für die Menschen um uns herum waren wir ein Mythos. Vampire… so nannten sie uns. Die kalten Wesen oder Blutsauger. Viele verbanden uns mit Dracula, doch er war es der ein Mythos war. Wir existierten. Und das schon sehr lange.
Carlisle war der erste, unser Familienoberhaupt, er wurde 1663 verwandelt. Danach war er lange einsam durch die Länder gestreift. 1918 fand er mich in Chicago, sterbend an der Spanischen Grippe. Er machte mich zu einem Vampir. Drei Jahre später erschuf er seine jetzige Frau Esme, meine Mutter. Um 1933 wurde Rosalie von ihm vor dem Tod gerettet, nachdem sie schwer misshandelt wurde. Carlisle hoffte, dass ich in ihr meine Seelenpartnerin finden würde, aber sie war nie mehr als eine Schwester für mich, ich hatte keinerlei leidenschaftlichen Gefühle für sie. Rosalie hatte in Sachen Liebe mehr Glück Zwei Jahre nach ihrer Verwandlung fand sie Emmett, er war noch ein Mensch und war von einem Bären angegriffen worden und schon fast tot. Rose brachte ihn zu Carlisle und er biss ihn. Ein paar Jahre später ergänzten Alice und Jasper unsere Familie und so zählte unser Clan sieben Vampire.
Doch wie schon gesagt unterschieden wir Cullens uns von anderen. Die meisten Vampire ernährten sich von Menschenblut. Okay, eigentlich taten das alle anderen, nur wir und ein Clan in Alaska nicht, wir wollten keine Menschen töten um unseren Durst zu stillen, wir bevorzugten Tierblut. Das machte uns zu etwas Besonderem.
Na gut das reicht jetzt erstmal von meiner Familiengeschichte, genug unheimliche Infos über mich.
Auch wenn wir Tierblut tranken, ein Tier würden wir nie… nein niemals anrühren. Unsere geliebten Pferde waren uns heilig, keiner könnte es sich verzeihen, wenn ihnen etwas zustoßen würde. Carlisle betrieb den Hof seit knapp 30 Jahren. Anfangs war es einfach ein Zeitvertreib, wir hatten in unserem ewigen Leben schon viel erlebt und irgendwann wurde es einfach langweilig. Aber auf einem Hof hatte man jeden Tag etwas zu tun. Zunächst hielten wir uns Rinder und eine kleine Herde Schafe. Dazu noch drei Kaltblüter. Nach und nach entwickelten wir alle ein Faible für die Huftiere. Die Rinder wurden immer weniger, was aber eher an Jasper und Emmett lag, sie fielen des Öfteren über das ein oder andere Vieh her und wir fingen an Pferde zu züchten. Daraus wurde später ein renommierter Turnierstall, hauptsächlich starteten wir in der Vielseitigkeit und als Team waren wir fast unschlagbar.
Leider würde das Team jetzt nicht mehr in seiner ursprünglichen Form antreten. Bis zur letzten Saison ritten Rosalie, Emmett, Alice und ich im Cullen-Team und wir gewannen in den letzten zwei Jahren den Saisonpokal der Vielseitigkeit. Nur jetzt brach die Mannschaft auseinander. Alice, unsere beständigste Reiterin, wollte in die Dressur wechseln. Sie war schon immer fasziniert von der Eleganz und der Anmut um diesen Sport. Sie liebt die Stärke und die gleichzeitige Leichtigkeit der Pferde in dieser Disziplin. Ich konnte diese Begeisterung nicht wirklich verstehen, ich liebte die Geschwindigkeit und das flügellose Fliegen über die hohen Hindernisse. Die Vielseitigkeit war der perfekte Sport für mich.
Und genau damit war ich gerade beschäftigt. Training. Ich trainierte täglich die verschiedensten Pferde. Pensionspferde, deren Besitzer keine Zeit haben und sich nur ein Pferd halten um damit ihren Reichtum zu demonstrieren oder von Zeit zu Zeit ritt ich auch unsere Schulpferde zur Korrektur, wenn mal wieder zu viele Anfänger auf ihnen rumgehampelt waren. Aber am liebsten beschäftigte ich mich mit meinem Twilight. Mein wundervoller Apfelschimmel war mein Ein und Alles, keiner konnte ihn so lieben wie ich. Man könnte fast meinen er wäre mein einziger Lebensinhalt.
Das Training verlief heute eher schleppend, was wohl an meiner nervigen, kleinen Elfenschwester lag, die mich die ganze Zeit mit ihrem fluchenden Geschrei in den Wahnsinn trieb. Aber nicht nur sie konnte ich heute nicht aus meinem Kopf verbannen. Überall diese vorfreudigen Gedanken. Alle bombardierten sie mich damit. War ich denn der einzige, der sich nicht wirklich freute?
Alice hatte gesehen, dass wir heute eine neue Reiterin mit ihrem Pferd in den Stall bekämen. Ich hatte prinzipiell nichts dagegen, aber sie sollte in unser Vielseitigkeitsteam kommen.
Dass Alice das Team verließ, hatte uns alle etwas geschockt, denn nun würde es das perfekte Cullen-Team nur noch zu dritt dastehen.
-----Flashback Alice POV-----
Zwei Stunden, seit geschlagenen zwei Stunden, 4 Minuten und 38 Sekunden rannte ich nun schon in meinem Zimmer hin und her, zerbrach mir meinen Kopf. Ich hatte meine Entscheidung nach langem Überlegen getroffen und prompt flog mir meine eigene Zukunft im Kopf herum. Ich wollte gar nicht, dass sie mir gezeigt wurde. Leider war es mir nicht gegönnt jene auszublenden oder zur Seite zu schieben. Diese Vision kam nicht unvorbereitet, ich hatte sie erwartet. Sie zeigte mir, dass ich meiner Familie heute Abend meine Entscheidung mitteilen würde, gleich nachdem sie vom Jagen wiederkämen. Frustriert hatte ich feststellen müssen, dass ich nicht sah wie ihre Reaktion ausfallen würde. Das machte mich dann doch etwas nervös.
„Hey meine kleine Elfe.“ Ich spürte wie Jasper sanft seine starken Arme von hinten um meine Hüften schlang und seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte. Langsam wich die Nervosität aus meinem Körper und ein Gefühl der Ruhe breitete sich wie ein Schleier über mir aus.
Jazz hatte bei mir noch nie seine Gabe angewandt um meine Stimmung zu beeinflussen, auch jetzt tat er es nicht. Seine bloße Anwesendheit brachte meinen nicht vorhandenen Puls runter. Würde mein Herz noch schlagen, so würde alleine seine Präsens es beruhigen.
Ich hatte mich also dazu entschlossen das Vielseitigkeitsteam zu verlassen, um mich in der nächsten Saison in der Dressur zu messen. Diese Disziplin zog mich schon fast magisch an. Die Faszination war überwältigend. Ich war einfach nur begeistert von diesem perfekten Zusammenspiel zwischen Pferd und Reiter. Durch kaum sichtbare Hilfen brachte der Reiter seinen vierbeinigen Partner dazu höchstpräzisierte Bewegungen auszuführen. Dabei spürte man die geballte Kraft, dennoch sah es für Zuschauer so leicht aus. Obwohl es so leicht aussah, eine perfekte Dressurkür strotze nur so vor Bewegungsstärke und Ausdruck. Genau diese Vielfalt begeisterte mich. Ich wollte unbedingt ein Teil dieser wunderbaren und glamourösen Welt werden. Ich hatte auch schon ‚mein’ Traumpferd gefunden.
Aber bevor ich mir weitere Gedanken machen konnte, hörte ich bereits den Rest meiner Familie Heim kehren. Seufzend wand ich mich aus Jaspers Umarmung, aber nicht ohne mich noch einmal an ihn zu drücken und mir einen Kuss abzuholen. Es war nun soweit. Eng umschlungen gingen wir ein Stockwerk tiefer. Sorgfältig versteckte ich meine Gedanken an das bevorstehende Gespräch vor meinem gedankenlesenden Lieblingsbruder. Stattdessen sang ich ‚Old McDonald’ auf Norwegisch. Verwirrt blickte er mir in meine Augen und versuchte etwas Nützliches aus meinen Gedanken zu erfahren. Ich hoffte sie würden nicht allzu enttäuscht sein.
„Warum sollten wir denn enttäuscht sein, was ist los, nun sag schon“, forderte Edward mich auf. Ich hatte wohl meine Gedanken doch nicht so unter Kontrolle, wie es mir lieb gewesen wäre. Ich merkte wie meine Gedanken sich selbstständig machten und sich nur noch um das Gespräch drehten.
„Alice!“ flehte Edward genervt. „Du hast deine Gedanken eh nicht mehr unter Kontrolle und ich bevorzuge es wenn ich nicht immer der einzige bin der etwas weiß!“ wetterte er weiter.
Ich atmete unnötiger Weise einmal tief durch und deutet auf den Esstisch, damit sich alle setzten. In Grunde war der Tisch nur Deko oder Tarnung für unsere Umwelt. Doch in einem Haus voller Vampire, mit ihren starken Charakteren, musste des Öfteren mal ein streitschlichtendes Gespräch her und so versammelten wir uns am großen Esstisch. Carlisle ließ sich am Kopf des Tisches nieder, ich ihm gegenüber am anderen Ende. Neben mir tauchte Jasper auf, griff sofort meine Hand und drückte sie zärtlich. Auf meiner anderen Seite saß Edward und starrte mich weiterhin an, in der Hoffnung vielleicht doch noch etwas vor den anderen herauszufinden. Er war einfach zu neugierig. Esme, Rose und Emmett verteilten sich auf den restlichen Stühlen.
„Nun Alice, was möchtest du uns mitteilen?“, fragend sah Carlisle mich an und wartet ruhig auf eine Antwort. Wie sollte ich ihnen das nur beibringen, langsam oder die Bombe einfach platzen lassen?
„Jetzt sag es einfach.“, antwortete Ed auf meine Gedanken.
„Ok, ich werde in der nächsten Saison nicht mehr…“. Doch weiter kam ich nicht. Edward schien den Rest des Satzes aus meinem Kopf zu kennen.
„Das tust du nicht wirklich oder? Das kannst du nicht machen. Wir brauchen dich doch.“, unterbrach er mich mit weit aufgerissenen Augen.
Ich seufzte und senkte meinen Blick auf die glatte Tischplatte. Verwirrt schauten Emmett und Rose zu Edward, dann zu mir. Entschuldigend blickte ich meine…ehemaligen…Teamkollegen an. Alle Gesichter spiegelten andere Emotionen wieder. Emmett versuchte immer noch zu begreifen, was ich ihnen sagen wollte. Rose sah mich sprachlos an und Edward… Edward saß mit unergründlicher Miene neben mir, doch ich wusste in ihm war es alles andere als ruhig. Plötzlich spürte ich durch Jaspers warme Hand eine beruhigende Welle strömen. Dankbar drückte ich seine Hand und eine entspannte Stimmung kam auf. Esme fand die Sprache als erste wieder.
„Alice würdest du bitte deinen Satz für alle Nichtgedankenlesenden beenden?“ Ich blicke erst Esme an, die meinen Blick liebevoll erwiderte, sie würde alle meine Entscheidungen akzeptieren, solange ich glücklich damit war.
Danach schweifte mein Blick weiter zu Rose und Emmett
„Ich werde das Vielseitigkeitsteam verlassen, nach dieser Saison.“, beendete ich meinen Satz. Emmett klappte der Unterkiefer runter. Auch Rose brachte erstmal keinen Ton heraus. Unsicher schaute ich jeden einzelnen an.
„Wie du meinst!“, war alles was Edward sagte, bevor er in den Wald verschwand.
„Du bist dir da ganz sicher? Und was willst du stattdessen machen?“, fragte Carlisle dreieinhalb Sekunden später.
„Ja ich bin mir ganz sicher. Ich möchte nur noch Dressur reiten. Meine Stärken lagen schon immer in der ersten Teilprüfung und mir macht es am meisten Spaß.“, versuchte ich mich zu rechtfertigen, wobei ich das Strahlen nicht aus meinen Augen verdrängen konnte.
„Mein Schatz, wir akzeptieren alle deine Entscheidungen und ich hatte ehrlich gesagt etwas viel Schlimmeres erwartet.“, meine Esme.
Auch Carlisle setzte nur eine entspannte Miene auf, ja warum auch nicht, sie würden sich meinem Glück nie in den Weg stellen und solange ich hier blieb war alles in bester Ordnung. Und auch Edward würde sich wieder beruhigen.
Und nun hieß es für mich ‚Byebye’ sagen zur Vielseitigkeit und ‚Hallo’ zur Dressur.
-----Flashback Ende-----
Na ja nun brachten wir einen Ersatz für Alice… und der würde heute kommen.
*AHH, wer hat meine neuen, weißen Bandagen benutzt?*
Genervt verdrehte ich meine Augen, das war typisch Alice. Ständig hörte ich sie in Gedanken herumfluchen.
*Na warte Emmett Cullen, das wirst du noch büßen. Niemand, aber wirklich NIEMAND vergreift sich an meinen Sachen, ohne einfach so davon zu kommen!*
„EMMETT!!! Beweg sofort deinen Hintern hierher. Weglaufen bringt nichts, ich sehe es.“
Musste sie denn so schreien, reichte es nicht, dass sie mir ihre Gedanken schon immer entgegen schrie? Nein jetzt musste sie auch noch ihre quiekend hohe Stimme so benutzen, dass es einem das Trommelfell zerplatzen ließ.
Ja, ich konnte Gedankenlesen. Teilweise war es sehr praktisch, aber meist einfach nur nervtötend. Ich konnte nämlich von jedem die Gedanken lesen, vom jedem Menschen und von jedem meiner Art. In meiner Familie war es einzigartig, aber nicht ungewöhnlich und mittlerweile hatten sich alle daran gewöhnt selten mal Privatsphäre zu haben.
Ich war allerdings nicht der einzige mit solchen Fähigkeiten. Meine Schwester Alice hatte manchmal Visionen in denen sie die Zukunft von jemandem sah, der sich entschieden hatte einen bestimmten Weg zu gehen.
Dann war da noch mein Adoptivbruder Jasper. Er besaß die Gabe von Leuten in seiner näheren Umgebung die Stimmungen aufzugreifen und zu manipulieren. So konnte er einen Raum voller Menschen zu größter Euphorie bringen und nur in einem Bruchteil von einer Sekunde in tiefste Depressionen stürzen. Er spürte jede Stimmung in sich selbst und keiner konnte ihm in Sachen Gefühle etwas vormachen.
Wir drei waren mit unseren Gaben sozusagen die Freaks unter den Freaks.
Meine Familie war nicht wie jede, auch unter unseren Artgenossen waren wir etwas Besonderes. Für die Menschen um uns herum waren wir ein Mythos. Vampire… so nannten sie uns. Die kalten Wesen oder Blutsauger. Viele verbanden uns mit Dracula, doch er war es der ein Mythos war. Wir existierten. Und das schon sehr lange.
Carlisle war der erste, unser Familienoberhaupt, er wurde 1663 verwandelt. Danach war er lange einsam durch die Länder gestreift. 1918 fand er mich in Chicago, sterbend an der Spanischen Grippe. Er machte mich zu einem Vampir. Drei Jahre später erschuf er seine jetzige Frau Esme, meine Mutter. Um 1933 wurde Rosalie von ihm vor dem Tod gerettet, nachdem sie schwer misshandelt wurde. Carlisle hoffte, dass ich in ihr meine Seelenpartnerin finden würde, aber sie war nie mehr als eine Schwester für mich, ich hatte keinerlei leidenschaftlichen Gefühle für sie. Rosalie hatte in Sachen Liebe mehr Glück Zwei Jahre nach ihrer Verwandlung fand sie Emmett, er war noch ein Mensch und war von einem Bären angegriffen worden und schon fast tot. Rose brachte ihn zu Carlisle und er biss ihn. Ein paar Jahre später ergänzten Alice und Jasper unsere Familie und so zählte unser Clan sieben Vampire.
Doch wie schon gesagt unterschieden wir Cullens uns von anderen. Die meisten Vampire ernährten sich von Menschenblut. Okay, eigentlich taten das alle anderen, nur wir und ein Clan in Alaska nicht, wir wollten keine Menschen töten um unseren Durst zu stillen, wir bevorzugten Tierblut. Das machte uns zu etwas Besonderem.
Na gut das reicht jetzt erstmal von meiner Familiengeschichte, genug unheimliche Infos über mich.
Auch wenn wir Tierblut tranken, ein Tier würden wir nie… nein niemals anrühren. Unsere geliebten Pferde waren uns heilig, keiner könnte es sich verzeihen, wenn ihnen etwas zustoßen würde. Carlisle betrieb den Hof seit knapp 30 Jahren. Anfangs war es einfach ein Zeitvertreib, wir hatten in unserem ewigen Leben schon viel erlebt und irgendwann wurde es einfach langweilig. Aber auf einem Hof hatte man jeden Tag etwas zu tun. Zunächst hielten wir uns Rinder und eine kleine Herde Schafe. Dazu noch drei Kaltblüter. Nach und nach entwickelten wir alle ein Faible für die Huftiere. Die Rinder wurden immer weniger, was aber eher an Jasper und Emmett lag, sie fielen des Öfteren über das ein oder andere Vieh her und wir fingen an Pferde zu züchten. Daraus wurde später ein renommierter Turnierstall, hauptsächlich starteten wir in der Vielseitigkeit und als Team waren wir fast unschlagbar.
Leider würde das Team jetzt nicht mehr in seiner ursprünglichen Form antreten. Bis zur letzten Saison ritten Rosalie, Emmett, Alice und ich im Cullen-Team und wir gewannen in den letzten zwei Jahren den Saisonpokal der Vielseitigkeit. Nur jetzt brach die Mannschaft auseinander. Alice, unsere beständigste Reiterin, wollte in die Dressur wechseln. Sie war schon immer fasziniert von der Eleganz und der Anmut um diesen Sport. Sie liebt die Stärke und die gleichzeitige Leichtigkeit der Pferde in dieser Disziplin. Ich konnte diese Begeisterung nicht wirklich verstehen, ich liebte die Geschwindigkeit und das flügellose Fliegen über die hohen Hindernisse. Die Vielseitigkeit war der perfekte Sport für mich.
Und genau damit war ich gerade beschäftigt. Training. Ich trainierte täglich die verschiedensten Pferde. Pensionspferde, deren Besitzer keine Zeit haben und sich nur ein Pferd halten um damit ihren Reichtum zu demonstrieren oder von Zeit zu Zeit ritt ich auch unsere Schulpferde zur Korrektur, wenn mal wieder zu viele Anfänger auf ihnen rumgehampelt waren. Aber am liebsten beschäftigte ich mich mit meinem Twilight. Mein wundervoller Apfelschimmel war mein Ein und Alles, keiner konnte ihn so lieben wie ich. Man könnte fast meinen er wäre mein einziger Lebensinhalt.
Das Training verlief heute eher schleppend, was wohl an meiner nervigen, kleinen Elfenschwester lag, die mich die ganze Zeit mit ihrem fluchenden Geschrei in den Wahnsinn trieb. Aber nicht nur sie konnte ich heute nicht aus meinem Kopf verbannen. Überall diese vorfreudigen Gedanken. Alle bombardierten sie mich damit. War ich denn der einzige, der sich nicht wirklich freute?
Alice hatte gesehen, dass wir heute eine neue Reiterin mit ihrem Pferd in den Stall bekämen. Ich hatte prinzipiell nichts dagegen, aber sie sollte in unser Vielseitigkeitsteam kommen.
Dass Alice das Team verließ, hatte uns alle etwas geschockt, denn nun würde es das perfekte Cullen-Team nur noch zu dritt dastehen.
-----Flashback Alice POV-----
Zwei Stunden, seit geschlagenen zwei Stunden, 4 Minuten und 38 Sekunden rannte ich nun schon in meinem Zimmer hin und her, zerbrach mir meinen Kopf. Ich hatte meine Entscheidung nach langem Überlegen getroffen und prompt flog mir meine eigene Zukunft im Kopf herum. Ich wollte gar nicht, dass sie mir gezeigt wurde. Leider war es mir nicht gegönnt jene auszublenden oder zur Seite zu schieben. Diese Vision kam nicht unvorbereitet, ich hatte sie erwartet. Sie zeigte mir, dass ich meiner Familie heute Abend meine Entscheidung mitteilen würde, gleich nachdem sie vom Jagen wiederkämen. Frustriert hatte ich feststellen müssen, dass ich nicht sah wie ihre Reaktion ausfallen würde. Das machte mich dann doch etwas nervös.
„Hey meine kleine Elfe.“ Ich spürte wie Jasper sanft seine starken Arme von hinten um meine Hüften schlang und seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte. Langsam wich die Nervosität aus meinem Körper und ein Gefühl der Ruhe breitete sich wie ein Schleier über mir aus.
Jazz hatte bei mir noch nie seine Gabe angewandt um meine Stimmung zu beeinflussen, auch jetzt tat er es nicht. Seine bloße Anwesendheit brachte meinen nicht vorhandenen Puls runter. Würde mein Herz noch schlagen, so würde alleine seine Präsens es beruhigen.
Ich hatte mich also dazu entschlossen das Vielseitigkeitsteam zu verlassen, um mich in der nächsten Saison in der Dressur zu messen. Diese Disziplin zog mich schon fast magisch an. Die Faszination war überwältigend. Ich war einfach nur begeistert von diesem perfekten Zusammenspiel zwischen Pferd und Reiter. Durch kaum sichtbare Hilfen brachte der Reiter seinen vierbeinigen Partner dazu höchstpräzisierte Bewegungen auszuführen. Dabei spürte man die geballte Kraft, dennoch sah es für Zuschauer so leicht aus. Obwohl es so leicht aussah, eine perfekte Dressurkür strotze nur so vor Bewegungsstärke und Ausdruck. Genau diese Vielfalt begeisterte mich. Ich wollte unbedingt ein Teil dieser wunderbaren und glamourösen Welt werden. Ich hatte auch schon ‚mein’ Traumpferd gefunden.
Aber bevor ich mir weitere Gedanken machen konnte, hörte ich bereits den Rest meiner Familie Heim kehren. Seufzend wand ich mich aus Jaspers Umarmung, aber nicht ohne mich noch einmal an ihn zu drücken und mir einen Kuss abzuholen. Es war nun soweit. Eng umschlungen gingen wir ein Stockwerk tiefer. Sorgfältig versteckte ich meine Gedanken an das bevorstehende Gespräch vor meinem gedankenlesenden Lieblingsbruder. Stattdessen sang ich ‚Old McDonald’ auf Norwegisch. Verwirrt blickte er mir in meine Augen und versuchte etwas Nützliches aus meinen Gedanken zu erfahren. Ich hoffte sie würden nicht allzu enttäuscht sein.
„Warum sollten wir denn enttäuscht sein, was ist los, nun sag schon“, forderte Edward mich auf. Ich hatte wohl meine Gedanken doch nicht so unter Kontrolle, wie es mir lieb gewesen wäre. Ich merkte wie meine Gedanken sich selbstständig machten und sich nur noch um das Gespräch drehten.
„Alice!“ flehte Edward genervt. „Du hast deine Gedanken eh nicht mehr unter Kontrolle und ich bevorzuge es wenn ich nicht immer der einzige bin der etwas weiß!“ wetterte er weiter.
Ich atmete unnötiger Weise einmal tief durch und deutet auf den Esstisch, damit sich alle setzten. In Grunde war der Tisch nur Deko oder Tarnung für unsere Umwelt. Doch in einem Haus voller Vampire, mit ihren starken Charakteren, musste des Öfteren mal ein streitschlichtendes Gespräch her und so versammelten wir uns am großen Esstisch. Carlisle ließ sich am Kopf des Tisches nieder, ich ihm gegenüber am anderen Ende. Neben mir tauchte Jasper auf, griff sofort meine Hand und drückte sie zärtlich. Auf meiner anderen Seite saß Edward und starrte mich weiterhin an, in der Hoffnung vielleicht doch noch etwas vor den anderen herauszufinden. Er war einfach zu neugierig. Esme, Rose und Emmett verteilten sich auf den restlichen Stühlen.
„Nun Alice, was möchtest du uns mitteilen?“, fragend sah Carlisle mich an und wartet ruhig auf eine Antwort. Wie sollte ich ihnen das nur beibringen, langsam oder die Bombe einfach platzen lassen?
„Jetzt sag es einfach.“, antwortete Ed auf meine Gedanken.
„Ok, ich werde in der nächsten Saison nicht mehr…“. Doch weiter kam ich nicht. Edward schien den Rest des Satzes aus meinem Kopf zu kennen.
„Das tust du nicht wirklich oder? Das kannst du nicht machen. Wir brauchen dich doch.“, unterbrach er mich mit weit aufgerissenen Augen.
Ich seufzte und senkte meinen Blick auf die glatte Tischplatte. Verwirrt schauten Emmett und Rose zu Edward, dann zu mir. Entschuldigend blickte ich meine…ehemaligen…Teamkollegen an. Alle Gesichter spiegelten andere Emotionen wieder. Emmett versuchte immer noch zu begreifen, was ich ihnen sagen wollte. Rose sah mich sprachlos an und Edward… Edward saß mit unergründlicher Miene neben mir, doch ich wusste in ihm war es alles andere als ruhig. Plötzlich spürte ich durch Jaspers warme Hand eine beruhigende Welle strömen. Dankbar drückte ich seine Hand und eine entspannte Stimmung kam auf. Esme fand die Sprache als erste wieder.
„Alice würdest du bitte deinen Satz für alle Nichtgedankenlesenden beenden?“ Ich blicke erst Esme an, die meinen Blick liebevoll erwiderte, sie würde alle meine Entscheidungen akzeptieren, solange ich glücklich damit war.
Danach schweifte mein Blick weiter zu Rose und Emmett
„Ich werde das Vielseitigkeitsteam verlassen, nach dieser Saison.“, beendete ich meinen Satz. Emmett klappte der Unterkiefer runter. Auch Rose brachte erstmal keinen Ton heraus. Unsicher schaute ich jeden einzelnen an.
„Wie du meinst!“, war alles was Edward sagte, bevor er in den Wald verschwand.
„Du bist dir da ganz sicher? Und was willst du stattdessen machen?“, fragte Carlisle dreieinhalb Sekunden später.
„Ja ich bin mir ganz sicher. Ich möchte nur noch Dressur reiten. Meine Stärken lagen schon immer in der ersten Teilprüfung und mir macht es am meisten Spaß.“, versuchte ich mich zu rechtfertigen, wobei ich das Strahlen nicht aus meinen Augen verdrängen konnte.
„Mein Schatz, wir akzeptieren alle deine Entscheidungen und ich hatte ehrlich gesagt etwas viel Schlimmeres erwartet.“, meine Esme.
Auch Carlisle setzte nur eine entspannte Miene auf, ja warum auch nicht, sie würden sich meinem Glück nie in den Weg stellen und solange ich hier blieb war alles in bester Ordnung. Und auch Edward würde sich wieder beruhigen.
Und nun hieß es für mich ‚Byebye’ sagen zur Vielseitigkeit und ‚Hallo’ zur Dressur.
-----Flashback Ende-----
Na ja nun brachten wir einen Ersatz für Alice… und der würde heute kommen.
Prolog
Du bist ein großer Champion, bestimmt dazu ganz oben zu sein. Wenn sich der Himmel über dir öffnet, ist der Weg frei, der Weg zum Sieg.
Unter dir bebt die Erde, über dir ist der Weg frei, der Weg nach ganz oben.
Wenn du galoppierst, verschwimmt die Sicht und du hast nur noch ein Ziel, das Ziel zu siegen.Nach dem letzten Sprung treffen wir uns im Kreise der Freunde und Familie, im Kreise der Sieger auf dem Siegertreppchen und ich überschwemme dich mit einem Meer aus Schleifen.
Unter dir bebt die Erde, über dir ist der Weg frei, der Weg nach ganz oben.
Wenn du galoppierst, verschwimmt die Sicht und du hast nur noch ein Ziel, das Ziel zu siegen.Nach dem letzten Sprung treffen wir uns im Kreise der Freunde und Familie, im Kreise der Sieger auf dem Siegertreppchen und ich überschwemme dich mit einem Meer aus Schleifen.
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