Donnerstag, 3. Dezember 2009

3. Kapitel Ankunft in einer neuen Welt

Edward POV


*Das kann doch wohl nicht wahr sein. Was bildet sich dieser Riesenteddy ein?*, wütete Alice immer noch in ihren Gedanken. Ob sie das auch mal lassen konnte? Ich schloss meine Augen und rieb mir mit zwei Fingern die Schläfen. Wenn es auch zwecklos war, hoffte ich dass es meine Gabe abschalten konnte.
*Hey Bruderherz, was ist los mit dir?*. Jetzt belästigte mich auch noch Emmett mit seinen Gedanken. Mein Mund verzog sich leicht, was Emmett zum Schmunzeln brachte. Immer noch gequält von Alice´ Gedanken öffnete ich meine Augen und mein Gegenüber bekam einen Lachanfall. Verdutzt schaute ich meinem Bruder in die Augen.
„Was?“, fuhr ich ihn an.
„Du müsstest mal… dein Gesicht …sehen, Bro.“, brachte er lachend hervor.
„Du mich auch.“
„Ach komm. Sorry Mann. Deine Gabe möchte ich echt nicht haben, das muss nerven.“, entschuldigte sich Emmett.
Ich brummelte nur etwas Unverständliches und schob ihn beiseite.
„Ich bin jagen, falls mich jemand sucht.“, nuschelte ich im Vorbeigehen.
Ich musste hier einfach raus. Es gab Tage an denen ich meine Gabe verfluchte.
„Hey, vergiss nicht dass die Neue nachher kommt. Esme und Carlisle wollen dass wir alle da sind.“, rief mir Em noch hinterher.
„Ich werde da sein.“, gab ich zurück und verschwand im Wald.

Ich war keine 300 Meter gerannt, da nahm mein feiner Geruchssinn eine kleine Herde Wild wahr. Ich ging in die Angriffsposition über und schlich mich leise an den Rand der Lichtung, auf der die Rehherde sich zum Grasen versammelt hatte. Ich brauchte nur eine Zehntelsekunde um meinen Instinkten die Oberhand zu überlassen und mich auf eines der Rehe zu stürzen. Gezielt versenkte ich meine messerscharfen Zähne in der pulsierenden Halsschlagader des Rehs. Genießerisch ließ ich das warme Blut meine brennende Kehle hinunter fließen. Nachdem kein Tropfen mehr aus der Ader kam, ließ ich von dem Tier ab. Doch ich hatte noch lange nicht genug, die letzten drei Wochen hatte ich einfach keine Zeit für die Jagd. Da hatte ich jetzt einiges nachzuholen.

Nach vier weiteren Rehen und einem kleinen Puma zum Dessert war ich mehr als gesättigt. Ich strich zufrieden mein immer noch blütenweißes Hemd glatt und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Dann machte ich mich langsam auf den Weg zurück zum Hof. Ich hatte es kein bisschen eilig, diese neue Reiterin kennen zu lernen stand nicht gerade ganz oben auf meiner ToDo-Liste. Aber was tat ich nicht alles, nur um meine Mom glücklich zu machen. Obwohl ich mich nicht beeilt hatte, übersprang ich schon nach zwei Minuten einen der Koppelzäune. Mom und Dad standen vor der Haustür und schienen darauf zu warten, dass diese Neue ankam.
„Hallo Edward, na warst du erfolgreich?“, begrüßte mich Esme mit einem Kuss auf die Stirn.
„Hi Mom, na ja außer einem Puma gab es nur eine kleine Herde Rehe, also nichts Besonderes. Ich werde mich jetzt umziehen und dann komm ich wieder runter.“, damit verschwand ich nach oben in mein Zimmer.

Ich schloss gerade die letzten Knöpfe meines Hemdes, als ich von draußen ein Motorengeräusch hörte.
„Edward nun komm schon, sie ist in sieben Minuten daaaa!“, quietschte Alice bevor sie, wieder mal ohne anzuklopfen, in mein Zimmer gestürzt kam. Wie machte sie das nur, wie konnte sie immer so aufgedreht sein? Tabletten oder Alkohol konnte wohl kaum etwas bei ihr bewirken.
Kopfschüttelnd verließ ich mit meiner kleinen, aufgedrehten Schwester das Zimmer und wir gingen nach draußen, um auf unsere Besucherin zu warten.

Fünf Minuten später sahen wir schon den schwarzen Transporter um die Ecke fahren. Er kam direkt vor uns zum Stehen. In diesem Moment stießen auch Emmett, Rosalie und Jasper zu uns. Gespannt warteten alle darauf dass die beiden aus dem Wagen stiegen. Auf der Fahrerseite kletterte ein älterer Mann mit schwarzen, kurzen Haaren aus dem Gefährt. Er war nicht besonders muskulös und schien auch nicht irgendwelche anderen körperlichen Fähigkeiten zu besitzen. Auch sein Gesicht zeigte alles andere als Freundlichkeit. Er wirkte genervt und völlig fehl am Platz. Carlisle machte als erster einen Schritt auf den Mann zu.

„Guten Tag Mr. Swan. Es freut mich sehr sie auf unserem Hof begrüßen zu dürfen.“
Mr. Swan also. Der Name passte so gar nicht zu diesem Kerl.
„Ja, Tag“, war seine unfreundliche Begrüßung. „Das ist meine Tochter Isabella.“
Er deutete auf das Mädchen, welches sich gerade umständlich aus dem Transporter quälte.
Sie kam mit einem Lächeln um den Wagen herum, um sich uns vorzustellen, doch das Lächeln erreichte ihre Augen nicht.
*Ob das heute noch was wird. Meine Güte ich will endlich aus diesem Drecksloch raus.*
Finster schaute ich zu Mr. Swan, der sich etwas Schlamm von den Schuhen schüttelte. Er war mir zutiefst unsympathisch.

Doch meine Aufmerksamkeit wurde jetzt zu diesem außerordentlich hübschen Mädchen gezogen. Sie hatte schokobraune, leicht lockige Haare, die sich sanft um ihr makelloses, blasses Gesicht schmiegten. Ihr Körper war für menschliche Verhältnisse einfach perfekt, flacher Bauch, schlanke, lange Beine und das bei einer Größe von 1,60m. Aber am meisten faszinierten mich ihre Augen. Genauso braun wie ihre Haare und so tief als könne man nie den Grund erreichen. Irgendwo hatte ich sie schon mal gesehen, sie kam mir sehr bekannt vor.

„Hi, ich bin Isabella, aber bitte sagt doch Bella zu mir.“, stellte sie sich nun selber noch mal vor.
Bella, Bella Swan. Zu ihr passte der Name schon deutlich besser.

Bella reichte jedem von uns die Hand. Was mich wunderte war, dass sie nicht wegen unserer ungewöhnlich kalten Haut zurück schreckte. Ich versuchte ihre Reaktion aus ihren Gedanken zu lesen, aber da war nur Stille. Verdutzt starrte ich sie an und konzentrierte mich. Ich hatte sonst eher Schwierigkeiten jemanden nicht hören zu müssen, aber so was war mir noch nie passiert. Ich würde Carlisle bei Gelegenheit mal fragen müssen.

Nachdem wir uns alle vorgestellt hatten, öffnete Mr. Swan die Transportklappe. Bella schlüpfte zur Seitentür hinein.
„Also was haltet ihr von ihr?“, fragte ich in die Runde, während die beiden mit dem Abladen von Bellas Pferd beschäftigt waren.
„Also ich finde sie bezaubernd.“, meinte Esme. Typisch Mom, sie liebte alles und jeden ohne Vorbehalte.
„Ich denke sie wird sich schnell einleben können bei uns.“, kam es von Dad.
Jasper und Rosalie sahen skeptisch aus.
Emmett grinste wie immer vor sich hin und Alice, sie war wie immer.

„Bella und ich werden tolle Freundinnen werden.“ Alice strahlte richtig. Alle sahen sehr glücklich aus, ich fand die Idee einen Menschen im Stall, im Team zu haben immer noch nicht berauschend. Aber wenn ich Bella so sah, war es vielleicht doch nicht so schlecht, obwohl sie nicht wirklich so aussah, als würde sie auf einen Reiterhof gehören. Emmett und Jasper schlossen jetzt schon Wetten ab wie viele braune Flecken sie nachher auf ihrer weißen Stoffhose oder dem grauweißem Seidentop haben würde. Die zwei waren unverbesserlich.

Plötzlich war lautes Gepolter aus dem Inneren des Transporters zu hören. Sofort stürzte ich zur Seitentür. Das riesige, dunkelbraune Pferd stieg immer wieder in die Höhe und schlug mit den Vorderhufen nach vorne aus, gefährlich nahe an Bellas Kopf. Mit einer schnellen, für Menschen nicht sichtbaren, Bewegung zog ich sie aus dem Transporter direkt in meine Arme. Erschrocken schrie sie auf und klammerte sich an meinem Hemd fest.

Zum ersten Mal nahm ich richtig ihren Geruch in mir auf. Innerhalb einer Viertelsekunde spannten sich sämtliche Muskeln an. Ich presste meine Zähne schmerzhaft aufeinander und versuchte das Gift runter zu schlucken. Meine Kehle stand in Flammen, das Monster in mir hatte plötzlich den starken Drang die Oberhand zu übernehmen.

*Edward, lass sie los!*, Carlisle stand auf einmal hinter mir und hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt. Ich löste langsam meine Arme von ihrer Taille.

„Alles in Ordnung, Bella?“, fragte ich sie besorgt, als ich das Monster in mir wieder gebändigt hatte.
Sie schaute mich mit großen Augen an, hatte sie etwa was gemerkt? Nein unmöglich. Dennoch erwachte sie nicht aus ihrer Starre und hielt ihre unergründlichen Augen skeptisch auf mich gerichtet.

„Bella. Geht’s dir gut? Hast du dich verletzt?“, fragte ich sie noch einmal. Und endlich war sie wieder in dieser Welt.
„Ähm, ja sicher, alles gut! Aber wie… wie konntest du… so schnell bei mir sein? Ich meine du warst auf der anderen Seite… des Transporters.“, stotterte sie sich zusammen.
„Du musst dich da getäuscht haben, lass uns lieber nach deinem Pferd sehen, am besten Jasper führt es heraus, er kann gut mit störrischen Tieren umgehen.“, erwiderte ich um abzulenken. Ich hoffte inständig dass sie nicht weiter nachfragte.

„HEY, mein Pferd… meine Eclipse ist alles, aber nicht störrisch, sie ist das beste was mir jemals passiert ist. Also wag es ja nicht sie noch mal so zu nennen. IST DAS KLAR!?“, fuhr sie mich ganz unvorbereitet an. Oho, ich sollte mich vielleicht nicht gleich am ersten Tag bei ihr unbeliebt machen. Sie sollte nichts Schlechtes von mir denken. Aber normalerweise war es ja auch ein leichtes für mich Menschen zu durchschauen, doch bei ihr war immer noch diese Stille, es machte mich wahnsinnig.

*Was bildet sich dieser Kerl eigentlich ein, wie kann er es wagen meiner süßen Maus so etwas an den Kopf zu werfen. Das ist doch… unglaublich. Wie kann er sich ein Urteil über sie bilden, er kennt weder Eclipse noch mich!*

Erschrocken drehte ich mich zu ihr um. Das hatte sie doch nicht laut gesagt. Nein ich war mir sicher dass sie es gedacht haben muss. Also stimmte doch alles, ich konnte Bella hören. Erleichtert seufzte ich auf. Nachdem das Problem dann beseitigt war, konnten wir Bellas Pferd ausladen. Schließlich warteten alle immer noch darauf.

Jasper war nun in das Innere gestiegen und versuchte mit seiner Gabe Bellas Pferd etwas zu beruhigen. Nach nur wenigen Minuten konnten wir die Stute nach draußen schaffen. Bella hatte sich nun wieder beruhigt und nahm Jazz den Führstrick aus der Hand.

„Danke für deine Hilfe Jasper.“, schüchtern lächelte sie ihn an und wurde leicht rot im Gesicht. Warum reagierte sie so auf ihn? Mir hatte sie nicht gedankt, als ich sie aus dem Wagen gerettet hatte, aber bei Jazz wurde sie verlegen und dankte ihm dafür dass er nur ihr Pferd aus dem Anhänger geführt hatte.
Aber warum ärgerte mich das jetzt?

*Wow, ihr Pferd ist spitze*, dachte Emmett.
*Schick, schick*, war das einzige was von Carlisle kam.
Esme war da schon kreativer. „Bella, dein Pferd ist wunderschön“, sagte Mom liebevoll wie immer. „Eine Stute, richtig? Wie alt ist sie?“, fragte sie weiter.
„Ja, das ist Eclipse, sie ist eine Hannoveranerstute und 7 Jahre alt.“ Man konnte den Stolz in Bellas Stimme förmlich hören, bei dem Klang konnte ich mich gar nicht mehr ärgern.

*Pah, wie will die mit New Moon mithalten können in der Mannschaft, sie ist doch bloß ein schwacher Mensch mit einem untrainierten, klapprigen Gaul. Ach ja mein süßer Moony, er bräuchte mal wieder einen schönen Beautytag, genau wie…* Ein leises, aber bedrohliches Knurren stieg in meiner Brust empor. Wie konnte diese blonde Diva es wagen so über Bella und ihr Pferd auch nur zu denken.
„Wird das heute noch was, es ist schon spät und ich wollte heute noch nach Hause“, *…und aus dieser Schlammgrube raus.*
Ach ja, der war ja auch noch da.

„Dad!“, flehte Bella ihren Vater an. „Tut mir Leid, es dauert nicht mehr lange. Setz dich doch schon in den Wagen ich bring Eclipse noch schnell in ihre Box und lade ihr Zeug aus.“ Bella wurde mit jedem Wort immer leiser und kleiner in der Gegenwart ihres Vaters.
„Ja ja, schon gut, aber mach hin.“, grummelte Mr. Swan und stieg ins Auto.

Das war ja wohl die Höhe. Bella sollte alles alleine ausladen? Was war er denn für ein Vater. Carlisle schickte Alice und Jasper mit Bella und ihrem Pferd in den Stall. Rosalie war schon vor einiger Zeit davon stolziert, sie würde ihr Fett schon noch abbekommen, dafür würde ich höchstpersönlich sorgen. Zusammen mit Esme und Carlisle schaffte ich die Ausrüstung von Bella und Eclipse in die Sattelkammer. Gut dass wir soviel Platz hatten, Bella besaß nicht gerade wenige Sachen. Schnell war alles verstaut, meine Eltern zogen sich ins Haus zurück und ich wollte zu Bella. Irgendwas an ihr verwirrte mich. Nachdem ihre Wut auf mich verflogen war, verschlossen sich auch ihre Gedanken wieder vor mir. Ich betrat den Privatstall und lief die Gasse entlang zu der Box von Bellas Pferd. Ich hatte sie heute persönlich vorbereitet und mit extra viel Stroh ausgelegt. An der Box davor blieb ich stehen. Hier war mein Twilight untergebracht, sanft strich ich ihm über die Nüstern und er blies leise hinein. Mit einem Lächeln wand ich mich von ihm ab und lehnte mich über Eclipses Boxentür. Aufgeregt schnaubend lief das Tier darin herum und Bella hatte sichtlich Mühe sie unter Kontrolle zu bekommen. Ich sah mich um, aber von Alice und Jasper war keine Spur, also wirkte auch seine Gabe nicht mehr.

„Hey, alles klar. Brauchst du Hilfe?“, fragte ich Bella. Erschrocken drehte sie sich um.
„Ähm… ja. Ich weiß nicht was ich mit ihr anstellen soll, Charlie, mein Dad, wartet schon und wird sicher sauer sein, aber ich kann Eclipse in diesem Zustand nicht alleine lassen. Würdest du noch eine Weile nach ihr sehen?“, gab sie etwas gehetzt zurück. Sie tat mir wirklich leid, so einen Vater wünschte ich keinem.
„Na sicher, ich kümmere mich um sie, geh nur, nicht dass du Ärger bekommst.“
„Danke, du bist der Beste.“

Sie verabschiedete sich noch ausgiebig von ihrem Pferd und auch ich bekam einen kleinen Kuss auf die Wange. Dann lief sie aus dem Stall und keine fünf Sekunden später wurde der Motor zum Röhren gebracht und sie fuhren vom Hof.
Leicht benommen legte ich eine Hand auf die Stelle an der Bella mich geküsst hatte. Ihre warmen Lippen brannten immer noch auf meiner Wange. Auch das Brennen in meiner Kehle konnte ich nur mühsam unterdrücken. Na das würde ja noch lustig werden mit uns beiden.


Bella POV

Ich hatte gerade mal einen Schritt auf den ebenen Boden des Stalles gesetzt, da blieb ich auch schon wieder stehen. Er war einfach gigantisch und sehr modern. Hinter diesen alten Mauern hätte ich nie im Leben einen so fantastischen Stall erwartet. Allein das Dach überwältigte mich schon, es war komplett aus Glas und nur von wenigen, dünnen Balken durchzogen. Eclipse stupste mich von hinten an, sie wollte sicher auch endlich in ihr neues Zuhause einziehen. Ich führte sie zu der Box an der schon Jasper und Alice auf mich warteten. Auch die Box war riesengroß, hier würden locker zwei Pferde bequem Platz finden. Ich führte meine Stute hinein und löste den Führstrick, sie sollte ihr Heim erstmal selber erkunden und Zeit haben sich einzugewöhnen.

„Hey Bella, wir sind dann mal weg, kommst du klar? Edward wird sicher noch mal vorbei kommen gleich.“, fragte Alice mich.

„Na sicher geht ruhig und danke.“, antwortete ich lächelnd. Und schon waren die beiden verschwunden. Keine zwei Sekunden später fing Eclipse auf einmal nervös an zu wiehern. Sie versteifte sich und lief schnaufend durch die Box.

„Was ist denn mit dir meine Süße, es ist doch alles gut.“, versuchte ich sie zu beruhigen. Aber sie ließ mich nicht an sich heran. Was war bloß mit ihr los, noch vor einer Minute hatte sie entspannt ihre Box erkundet. Musste sie ausgerechnet jetzt so rumzicken? Dad würde nur noch böser werden, er hasste es mich durch die Gegend kutschieren zu müssen und noch weniger mochte er meine Leidenschaft für Pferde.

Ich bekam das Halfter zu greifen und versuchte sie durch ein paar Streicheleinheiten zu beruhigen, aber sie wurde immer nervöser. Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch, erschrocken drehte ich mich um. Es war Edward, er stand an der Boxtür.

„Hey, alles klar. Brauchst du Hilfe?“, fragte er mit besorgtem Unterton in der Stimme.
„Ähm… ja. Ich weiß nicht was ich mit ihr anstellen soll, Charlie, mein Dad, wartet schon und wird sicher sauer sein, aber ich kann Eclipse in diesem Zustand nicht alleine lassen. Würdest du noch eine Weile nach ihr sehen?“, bat ich ihn. Ich hoffte inständig dass Charlie noch nicht zu aufgebracht war.
„Na sicher, ich kümmere mich um sie, geh nur, nicht dass du Ärger bekommst.“
„Danke, du bist der Beste.“

Ich verabschiedete mich von meiner aufgebrachten Stute und verließ die Box.
Sie rannte immer noch im Kreis, aber ich konnte jetzt nicht mehr bleiben, also drehte ich mich weg, gab Edward noch einen Wangenkuss zum Dank und eilte nach draußen, wo mein Dad ungeduldig auf mich wartete.

Na super, sein wutverzerrtes Gesicht sprach Bände, gleich konnte ich mir wieder was anhören.
Flink stieg ich in den Transporter, schnallte mich an und blickte schüchtern zu Charlie.

„Ach wird das heute etwa doch noch was?“, blaffte er mich an. „Isabella ich hatte dir gesagt du sollst dich beeilen und was machst du, du schmust noch stundenlang mit deinem Gaul.“
„Entschuldige Dad, sie war so aufgeregt und…“, weiter kam ich nicht.
„Das ist keine Ausrede, wenn ich sage ich habe es eilig, dann hast du dich auch danach zu richten! Haben wir uns verstanden, junges Fräulein? Solange du unter meinem Dach lebst, hältst du dich auch an meine Regeln!“, wetterte er weiter.

Kleinlaut gab ich noch eine halbherzige Entschuldigung zum Besten. Endlich startet Charlie den Motor und wir fuhren nach Hause. Der Weg war nicht sonderlich lang, ich würde mit dem Fahrrad keine 5 Minuten brauchen.
Als wir an unserer Villa ankamen, stieg ich sofort aus und rannte die Treppen rauf zu meinem Zimmer. Ich schloss hinter mir die Tür und lehnte mich dagegen.

Mein Blick ließ ich durch mein neues Reich schweifen und blieb dann bei meinem Schreibtisch hängen. Dort stand der Silberrahmen mit dem Bild von Eclipse. Ich stieß mich mit dem Rücken von der Tür ab und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl. Nachdenklich betrachtete ich es. Mir fiel das Turnier in Calgary wieder ein. Ich hatte mich auf dem Hof der Cullens die ganze Zeit gefragt, woher ich Edwards Gesicht kannte, auch seine Stimme war mir nicht neu. Jetzt wusste ich es wieder. Vor zwei Jahren war er der Junge gewesen mit dem ich zusammen gestoßen war. Er war es auch, der mir geholfen hatte in meiner Prüfung doch noch den dritten Platz zu belegen. Es klang jetzt vielleicht naiv aber er hat mir wirklich geholfen. Ich erinnerte mich daran als wäre es gestern gewesen.

----Flashback----

Da war es, das Startsignal. Ich nahm die Zügel noch ein wenig auf und ließ Eclipse angaloppieren. Vor meinem inneren Auge lief noch einmal der Parcoursplan vorbei und dann und steuerte ich das erste Hindernis an, ein Oxer mit blauweißen Stangen. Flüssig und mit gespitzten Ohren überflogen wir auch die nächsten Hindernisse. Von uns lag nun die dreifache Kombination. Ein Oxer als ein Einsprung, dann ein Doppelrick und zum Schluss noch eine etwas weitere Distanz auf einen Steilsprung, welcher ziemlich hoch war. Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit, ich hatte Kombinationen nie viel geübt und dreifache noch seltener, ich bekam es mit der Angst zu tun. Mein Blick lag schon auf dem letzten Hindernis, der Steilsprung war sehr hoch, er wirkte vom Boden schon viel größer als alle anderen. Mit jedem Galoppsprung kamen wir näher und meine Aufregung übertrug sich langsam aber sicher auf Eclipse. Sie verlor ihren gleichmäßigen Takt und warf den Kopf nach oben, so dass ich für kurze Zeit die Kontrolle über ihre Anlehnung verlor. Ich versuchte krampfhaft vor der Kombi die Schritte zu verkürzen, aber es war zu spät, viel zu früh sprang sie ab und die hintere Stange des Oxers fiel. Um die beiden anderen Sprünge heil zu überwinden, gab ich ihr einen Klaps mit der Gerte und schloss meine Unterschenkel fest um ihren Bauch. Diese Manöver brachte uns sicher über den mittleren Sprung, leider waren wir jetzt viel zu nah am Aussprung. Wenn ich sie jetzt einfach laufen ließ, würden wir ins Hindernis laufen. Wenn ich sie antreiben würde, könnte sie abspringen aber die Höhe nicht schaffen. Ich hatte einfach keine Zeit mehr, wie sollte ich mich entscheiden?


Plötzlich schoss mir ein Bild durch den Kopf, ein Junge mit bronzenen Haaren, blassen Gesicht und strahlenden, goldenen Augen. Und dann war alles völlig klar. Ich zupfte leicht am linken Zügel und zum Glück reagierte meine Stute schnell. Kräftig sprang sie ab und wir segelten über den Sprung. Ein Klappern war zu hören, Eclipse hatte die Stange mit ihren Hufen berührt und nun rollte sie in der Auflage hin und her, bevor sie sich entschloss… oben zu bleiben. Erleichtert atmete ich auf und tätschelte den Hals meiner Maus kurz. Der Parcours war noch nicht beendet, ein letzter Sprung stand noch aus. Wenn jetzt nichts mehr passierte, hatte ich noch gute Chancen auf eine Platzierung. Alles blieb liegen. Das hieß für mich vier Strafpunkte in einer Zeit von 43,87 Sekunden, der dritte Platz bisher und drei Starter kamen noch. Nachdem alle den Parcours mehr oder weniger erfolgreich überwunden hatten, war es offiziell. Ich hatte meine erste Platzierung in der Tasche, der dritte Platz war mein und meine Freude war unermesslich. Strahlend saß ich bei der Siegerehrung auf meiner Eclipse und klopfte ihr immer wieder lobend den Hals. Mit der Bronzeschleife verließ ich das Turniergelände in Richtung der Transporter. Hier würde mein Dad auf mich warten. Ich sprang aus dem Sattel und fiel meiner Lieblingsstute um den Hals.


„Na da ist aber einer glücklich.“, flüsterte mir jemand ins Ohr. Erschrocken drehte ich mich um und da war er wieder, mit ihm ein blonder Junge, der mich leicht anlächelte.
„Glückwunsch zum dritten Platz, ich habe deinen Ritt verfolgt. Du hast richtig professionell reagiert in der Kombination, das hätte nicht jeder so gekonnt.“
„Ja… danke.“, war das einzige, was ich schüchtern hervor brachte. „Aber sei mir nicht böse ich muss los, mein Vater wird sonst böse, er wartet nicht gerne. Vielleicht sieht man sich ja noch mal.“ Mit diesen Worten führte ich meine Stute an ihm und seinem Begleiter vorbei.

----Flashback Ende----

Ich stellte den Bilderrahmen wieder auf den Schreibtisch. Neben dem Tisch stand noch meine Kiste mit meinen Schätzen, ganz oben auf lagen sämtliche Schleifen, die ich jemals gewonnen hatte. Ich zog die Bronzeschleife heraus und strich sie glatt. Lächelnd betrachtete ich sie und befestigte sie dann über dem Schreibtisch an der Wand. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es langsam Zeit fürs Bett war. Ich huschte noch schnell ins Bad, duschte, putzte meine Zähne und zog mein Nachthemd an. Als ich mich gemütlich in mein Bett gekuschelt hatte, ließ ich den Tag noch mal Revue passieren. Die lange Fahrt nach Forks, der erste Blick ins Haus, der neue Stall für Eclipse und das Kennen lernen mit den Cullens. Meine Gedanken blieben bei dieser Familie hängen, ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus, vielleicht würde es hier doch nicht so schlecht werden, wie zuerst vermutet.

Ich schloss meine Augen, nun war ich also da, angekommen in einer neuen Welt.

Bellas Outfit

Eclipse
(Bilder by http://slawik.com/

Die Pferdebilder gehören Christiane Slawik!
http://www.slawik.com/)

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